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Ich glaube, ich habe das schon das eine oder andere Mal erwähnt: ich bin eher so eine Sportgraupe, auch Bewegungs-Legastheniker genannt. Die sportlichen Erfolge meiner Kindheit und Jugend beschränken sich auf eine Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen in der dritten Klasse (und meine Sportlehrerin konnte sich schon damals nicht erklären, wie das passieren konnte und hat x-Mal nachgerechnet, ob da auch kein Fehler in ihrer Tabelle war), weil ich aus Versehen 2,89 m weit gesprungen war. Ansonsten konnte ich nur in einer Disziplin irgendwelche Trophäen erringen, nämlich im Angeln … äh … Verzeihung … im „Sportfischen“. Da ging es ja eher darum, sich möglichst wenig zu bewegen, was meinem natürlichen Talent sehr entgegen kam.

Jedenfalls gehöre ich nicht zu den Menschen, die sich das erste Mal im Leben Skier unterschnallen und gleich eine schwarze Piste runter brettern oder die das erste Mal einen Baseball-Schläger in die Hand nehmen und den Ball aus dem Stadion pfeffern oder so etwas. Ich habe eine ziemlich realistische Einschätzung meiner sportlichen Fähigkeiten und bezogen auf Golf heißt das, dass ich es immer noch jedes Mal als kleines Wunder empfinde, wenn ich 1.) den Ball tatsächlich treffe und der dann 2.) auch noch grob in die Richtung los fliegt, in die ich ihn schlagen wollte. Das ist beides immer noch nicht selbstverständlich. Und dann stehe ich manchmal auf dem Golfplatz und frage mich, was ich da eigentlich will, und ob ich mich nicht doch lieber mit einer Angel an eines der Wasserhindernisse setzen soll, um einem der riesigen Karpfen nachzustellen, die da immer mal wieder durch die Oberfläche brechen.

Trotzdem muss ich zugeben, dass die diesjährige Golfsaison für mich gar nicht so schlecht gelaufen ist. Nach meiner in diesem Blog ja ausführlich gefeierten EDS-Runde, bei der ich mich von Handicap -54 auf -36 herunterspielen konnte, ist es mir noch zwei weitere Male gelungen, mich in einem Turnier zu unterspielen. Das erste Mal bei der Netto-Clubmeisterschaft, wo ich eine sagenhafte erste Runde gespielt habe … nicht mal unbedingt sagenhaft gut, zumindest nicht ausschließlich, sondern eher sagenhaft durchwachsen, mit 5 gestrichenen Löchern und trotzdem 41 Stablefordpunkten, die ich unter anderen 4 Parlöchern zu verdanken hatte. Ein persönlicher Rekord. Leider konnte ich die Form in der zweiten Runde nicht halten, so dass ich insgesamt „nur“ Zweite geworden bin und tatsächlich eine Silbermedaille gewonnen habe. Ich! Eine Medaille! Ich meine, immerhin waren seit meiner unvergessenen Siegerurkunde 37 Jahre ohne sportliche Erfolge ins Land gegangen. Da darf man sich auch über einen zweiten Platz kräftig freuen. Übrigens ist auf der Rückseite der Medaille, gleich unter dem Aufdruck „Clubmeisterschaft 2016, 2. Platz netto“ klein „China“ eingeprägt. Wohl, um einen an den sprichwörtlichen Sack Reis zu erinnern und auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.

Etwas eingeschüchtert von diesem großartigen Erfolg habe ich dann auch gleich angefangen, ganz schrecklich schlecht Golf zu spielen. Ehrlich, in den nächsten paar Runden, die ich gespielt habe, habe ich überhaupt nichts mehr getroffen … alle Drives sliceten nach rechts, alle Chips flogen unter Dackelsichtlinie quer übers Grün, todsichere Putts schafften es, das Loch zu umrunden und mir wieder vor die Füße zu rollen … es war zum Verzweifeln. Ich bin schon nur noch in der Dämmerung Golfen gegangen, damit mich tunlichst keiner sieht.

Trotzdem habe ich mich für unseren Gründungspokal angemeldet, der am 3. Oktober ausgetragen wurde. Und das erste Mal seit der Clubmeisterschaft wieder halbwegs gescheit gespielt. Nicht sensationell, aber relativ solide, sagen wir mal. Irgendwann hab ich mal wieder den Faden verloren und drei Löcher in Folge gestrichen, aber zwischendurch sorgten auch etliche Bogeys und ein Par wieder für ein paar gewonnene Punkte. Am Ende hatte ich 38 Stablefordpunkte auf der Karte. Das hat mich gefreut, da ich das ansonsten nicht vorgabewirksame Turnier als EDS-Runde angemeldet hatte, mein Handicap also um einen weiteren Punkt auf -32,5 verbessern konnte. Ansonsten rechnete ich mir Außenseiterchancen auf einen dritten Platz aus oder so. Was ich allerdings nicht wusste, war, dass der Gründungspokal zum einen wirklich als Nettopreis ausgespielt wurde (das ist unüblich, Pokale kriegen sonst eigentlich nur die Bruttosieger, also die, die tatsächlich Golf spielen können, Nettosieger kriegen einen warmen Händedruck und einen Gutschein für den ProShop) und es zum anderen gleich zwei davon gibt, nämlich einen für den besten Herren und einen für die beste Dame. Und das war tatsächlich ich. Und so bin ich jetzt für ein Jahr stolze Besitzerin eines Pokals, der ein bisschen aussieht wie der der PGA-Championship. Ich weiß nicht, was der- oder diejenige, der ihn 1975 für den Club gekauft hat, dabei gedacht hat. Wahrscheinlich: wenn schon Pokal, dann richtig. Und dann gab es dazu auch noch einen riesigen Blumenstrauß, weswegen ich jetzt froh bin, dass der Pokal so groß ist und dass ich ihn mitnehmen konnte, denn den Strauß hätte ich in keiner anderen Vase untergekriegt, zu Hause. Jetzt steht das Ensemble aus Pokal und Strauß sehr dekorativ auf dem falschen Jugendstilkamin in meiner Wohnung und sieht prächtig aus.

pokal

Gar nicht schlecht für eine Sportgraupe 🙂

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