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Ich glaube, ich habe das schon das eine oder andere Mal erwähnt: ich bin eher so eine Sportgraupe, auch Bewegungs-Legastheniker genannt. Die sportlichen Erfolge meiner Kindheit und Jugend beschränken sich auf eine Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen in der dritten Klasse (und meine Sportlehrerin konnte sich schon damals nicht erklären, wie das passieren konnte und hat x-Mal nachgerechnet, ob da auch kein Fehler in ihrer Tabelle war), weil ich aus Versehen 2,89 m weit gesprungen war. Ansonsten konnte ich nur in einer Disziplin irgendwelche Trophäen erringen, nämlich im Angeln … äh … Verzeihung … im „Sportfischen“. Da ging es ja eher darum, sich möglichst wenig zu bewegen, was meinem natürlichen Talent sehr entgegen kam.
Jedenfalls gehöre ich nicht zu den Menschen, die sich das erste Mal im Leben Skier unterschnallen und gleich eine schwarze Piste runter brettern oder die das erste Mal einen Baseball-Schläger in die Hand nehmen und den Ball aus dem Stadion pfeffern oder so etwas. Ich habe eine ziemlich realistische Einschätzung meiner sportlichen Fähigkeiten und bezogen auf Golf heißt das, dass ich es immer noch jedes Mal als kleines Wunder empfinde, wenn ich 1.) den Ball tatsächlich treffe und der dann 2.) auch noch grob in die Richtung los fliegt, in die ich ihn schlagen wollte. Das ist beides immer noch nicht selbstverständlich. Und dann stehe ich manchmal auf dem Golfplatz und frage mich, was ich da eigentlich will, und ob ich mich nicht doch lieber mit einer Angel an eines der Wasserhindernisse setzen soll, um einem der riesigen Karpfen nachzustellen, die da immer mal wieder durch die Oberfläche brechen.
Trotzdem muss ich zugeben, dass die diesjährige Golfsaison für mich gar nicht so schlecht gelaufen ist. Nach meiner in diesem Blog ja ausführlich gefeierten EDS-Runde, bei der ich mich von Handicap -54 auf -36 herunterspielen konnte, ist es mir noch zwei weitere Male gelungen, mich in einem Turnier zu unterspielen. Das erste Mal bei der Netto-Clubmeisterschaft, wo ich eine sagenhafte erste Runde gespielt habe … nicht mal unbedingt sagenhaft gut, zumindest nicht ausschließlich, sondern eher sagenhaft durchwachsen, mit 5 gestrichenen Löchern und trotzdem 41 Stablefordpunkten, die ich unter anderen 4 Parlöchern zu verdanken hatte. Ein persönlicher Rekord. Leider konnte ich die Form in der zweiten Runde nicht halten, so dass ich insgesamt „nur“ Zweite geworden bin und tatsächlich eine Silbermedaille gewonnen habe. Ich! Eine Medaille! Ich meine, immerhin waren seit meiner unvergessenen Siegerurkunde 37 Jahre ohne sportliche Erfolge ins Land gegangen. Da darf man sich auch über einen zweiten Platz kräftig freuen. Übrigens ist auf der Rückseite der Medaille, gleich unter dem Aufdruck „Clubmeisterschaft 2016, 2. Platz netto“ klein „China“ eingeprägt. Wohl, um einen an den sprichwörtlichen Sack Reis zu erinnern und auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.
Etwas eingeschüchtert von diesem großartigen Erfolg habe ich dann auch gleich angefangen, ganz schrecklich schlecht Golf zu spielen. Ehrlich, in den nächsten paar Runden, die ich gespielt habe, habe ich überhaupt nichts mehr getroffen … alle Drives sliceten nach rechts, alle Chips flogen unter Dackelsichtlinie quer übers Grün, todsichere Putts schafften es, das Loch zu umrunden und mir wieder vor die Füße zu rollen … es war zum Verzweifeln. Ich bin schon nur noch in der Dämmerung Golfen gegangen, damit mich tunlichst keiner sieht.
Trotzdem habe ich mich für unseren Gründungspokal angemeldet, der am 3. Oktober ausgetragen wurde. Und das erste Mal seit der Clubmeisterschaft wieder halbwegs gescheit gespielt. Nicht sensationell, aber relativ solide, sagen wir mal. Irgendwann hab ich mal wieder den Faden verloren und drei Löcher in Folge gestrichen, aber zwischendurch sorgten auch etliche Bogeys und ein Par wieder für ein paar gewonnene Punkte. Am Ende hatte ich 38 Stablefordpunkte auf der Karte. Das hat mich gefreut, da ich das ansonsten nicht vorgabewirksame Turnier als EDS-Runde angemeldet hatte, mein Handicap also um einen weiteren Punkt auf -32,5 verbessern konnte. Ansonsten rechnete ich mir Außenseiterchancen auf einen dritten Platz aus oder so. Was ich allerdings nicht wusste, war, dass der Gründungspokal zum einen wirklich als Nettopreis ausgespielt wurde (das ist unüblich, Pokale kriegen sonst eigentlich nur die Bruttosieger, also die, die tatsächlich Golf spielen können, Nettosieger kriegen einen warmen Händedruck und einen Gutschein für den ProShop) und es zum anderen gleich zwei davon gibt, nämlich einen für den besten Herren und einen für die beste Dame. Und das war tatsächlich ich. Und so bin ich jetzt für ein Jahr stolze Besitzerin eines Pokals, der ein bisschen aussieht wie der der PGA-Championship. Ich weiß nicht, was der- oder diejenige, der ihn 1975 für den Club gekauft hat, dabei gedacht hat. Wahrscheinlich: wenn schon Pokal, dann richtig. Und dann gab es dazu auch noch einen riesigen Blumenstrauß, weswegen ich jetzt froh bin, dass der Pokal so groß ist und dass ich ihn mitnehmen konnte, denn den Strauß hätte ich in keiner anderen Vase untergekriegt, zu Hause. Jetzt steht das Ensemble aus Pokal und Strauß sehr dekorativ auf dem falschen Jugendstilkamin in meiner Wohnung und sieht prächtig aus.
Gar nicht schlecht für eine Sportgraupe 🙂
Ein bisschen über ein Jahr ist es nun her, dass ich in diesem Blog von meinem ersten Par berichtet habe. Und so ist es nur konsequent, dass ich euch jetzt auch an meinem ersten Birdie teilhaben lasse. (Anmerkung für Nicht-Golfer: ein Birdie ist, wenn man einen Schlag weniger braucht, als eigentlich für das Loch vorgesehen. Gelingt sehr guten Golfern, die man so bei den Golfevents im Fernsehen sieht, z.B. jetzt am vergangenen Wochenende bei Olympia, relativ häufig, idealerweise mehrmals pro Runde. Graupen wie mir dagegen eher selten).
Wie auch beim Par, hatte ich schon ein paar „unechte“ Birdies gespielt, nämlich auf dem MiniLinks Platz in St. Anne’s. „Unecht“ deshalb, weil die Bahnen da wirklich sehr sehr kurz sind und es da halt schon mal eher passiert, dass man mit dem ersten Schlag zufällig in der Nähe der Fahne landet. Aber auf dem großen Platz ist mir das Kunststück bisher noch nicht gelungen. Einmal, vor ein paar Wochen, war ich auf der 11, unserem kürzesten Par3 Loch, ziemlich nah dran, habe aber dann den 2 Meter Putt doch noch am Loch vorbei geschoben. Putts werden ja, unabhängig von ihrer tatsächlichen Länge, überproportional schwierig, sobald irgendetwas von ihnen abhängt. Und das erste echte Birdie spielen, auch wenn es albern klingt, das ist im Kopf dann schon eine große Nummer und schwupps wissen die Hände nicht mehr, was sie zu tun haben, vom restlichen Körper mal ganz abgesehen.
Am besten spielt man sein erstes Birdie also, wenn man gerade gar nicht damit rechnet. Und so habe ich das dann gestern auch gehandhabt. An unserem längsten Par3 bin ich regelmäßig mit dem Dilemma konfrontiert, ob ich da jetzt mal einfach mit dem Driver drauf dresche (wenn ich den gut treffe, kann ich knapp bis zum Grünanfang kommen), oder lieber doch versuche, mit einem Holz oder einem längeren Eisen auf eine Position vorzulegen, von der ich das Grün mit dem zweiten Schlag dann hoffentlich gut erreiche. Meistens entscheide ich mich für die Brachialmethode, auch deswegen, weil ein kürzerer Schläger bei mir nicht unbedingt mehr Kontrolle bedeutet. Ob ich jetzt den Driver oder mein Eisen 6 in die Büsche kloppe, ist dann auch egal.
So auch gestern: mein Driver, der auf den ersten Löchern eigentlich ganz brav seinen Dienst versehen hat, beschließt, dass es mal wieder Zeit ist, einen Ball so richtig mit Schmackes in die Bäume zu slicen. Hoch … weit … vor allem rechts. Meine Mitspieler machten das ganz ähnlich, übrigens, meine Mutter leistete mir rechts Gesellschaft, meine Tante und ihr Enkel (also mein … äh … was isser denn dann? 1st cousin once removed auf Englisch … also der Sohn von meinem Cousin jedenfalls) hauten ihre Bälle lieber nach links. Ich weiß auch nicht, warum im Golf selten geradeaus geschlagen wird. Jedenfalls lagen wir alle ziemlich subobtimal in der Pampa.
Laut meiner Garmin Golfuhr, die mir immer brav die Entfernung zum Grün zeigt, war ich noch 67 m vom Grünanfang entfernt. Die Fahne stand so 3 Meter dahinter. 70 m, da schlage ich normalerweise ein volles Eisen 8 (ja, Kurzwurst, ich). Ging aber in diesem Falle nicht, weil mein Ball ja unter Bäumen lag und der Weg nach oben durch Geäst und Blätterdach versperrt war. Die Lücke vor mir erlaubte nur einen ganz flachen Schlag, mehr so einen sehr langen Chip. Diesen Schlag beherrsche ich eigentlich ganz gut … das liegt daran, dass ich ihn ständig brauche, weil die Lage unter irgendwelchen Bäumen mir sehr vertraut ist. Wahrscheinlich ist das so ein Restinstinkt aus den Zeiten, als unsere Vorfahren noch als pflanzenfressende Kleinstsäuger über den Planeten hoppelten und Gefahr durch Flugsaurier drohte. Jedenfalls zieht es mich immer weg vom offenen Fairway unter die schützende Randbegrünung. Großartige Taktik gegen Flugsaurier, zumindest hat mich noch nie einer angegriffen … nicht so gut fürs Golf.
Aber zurück zu meinem Chip. Ich entschied mich für ein Eisen 5, weil der Ball dann schön flach bleibt und am Ende noch weit ausrollt. 70 m für einen Chip sind ja kein Pappenstiel … wie gesagt, eigentlich ist das für mich mehr die Entfernung für einen vollen Schlag. Aber ich habe den Ball saugut getroffen und der ging eigentlich vom ersten Moment an nirgendwo anders hin als genau aufs Loch zu … und rollte … und rollte … und rollte etwas langsamer, weil es zum Grün ein bisschen rauf ging … und rollte immer noch und plop. Wahrscheinlich sind alle tranigen Sonntagsgolfer mal kurz so richtig wach geworden, bei dem Jubelschrei, den ich ausgestoßen habe. Fistbump und Siegespose hab ich auch … also, man wird ja noch kurz feiern dürfen.
So, abgehakt also, die Sache mit dem ersten Birdie. Unter vollkommener Vermeidung von Putts, die man dann eventuell nervös vorbei schieben kann. Hoffen wir also, dass ich demnächst auch mal ein Birdie spielen kann wie normaler Menschen das machen, erst das Grün treffen und dann einlochen. Aber ich nehm die im Notfall auch weiter so.
Ich habe ja länger nicht mehr über mein Golf geschrieben. Das liegt jetzt aber nicht daran, dass ich nicht gespielt habe, oder das Interesse verloren hätte, sondern eher daran, dass ich keine Sensationen zu vermelden hatte. (Also, genau genomen ist auf meinem Spielniveau eigentlich jeder gut getroffene Ball eine kleine Sensation, aber ich verstehe, dass niemand lesen will, wie das Holz 3 auf der 1 ein bisschen nach rechts zog, ich den Fehler dann haber mit einem perfekt getroffenen Hybrid im nächsten Schlag wieder ausgemerzt habe und pin-high auf dem Vorgrün landete, um von dort mit meinem ersten Putt … ihr versteht …)
Eigentlich hat mein Golf sich aber ganz schön weiter entwickelt. Selbst bei miesesten Winterbedingungen habe ich noch ganz passabel gespielt und spätestens seit meinem einwöchigen Golftrip nach Spanien mit der amp-Golfschule war ich eigentlich ziemlich zufrieden mit meinem Spiel und brannte darauf, endlich in einer vorgabewirksamen Runde mein Handicap zu verbessern. So langsam wurde die -54 nämlich peinlich, zumal ich ja selbst die nie in einem Turnier erspielt hatte, sondern sie automatisch mit der Platzreife verliehen bekommen habe (seit Januar diesen Jahres ist das anders, übrigens, die Neulinge, die jetzt anfangen, starten nach der Platzreifeprüfung erstmal ohne offizielles Handicap und müssen sich selbst die -54 erstmal erkämpfen). Ich hab ja vor etwa zwei Jahren mit dem Golfspielen angefangen und so langsam kommt man da an einem Punkt, an dem man als Entschuldigung nicht mehr sagen kann: ich bin Anfängerin, sondern einfach zugeben muss: ich bin eine miserable Golferin. Man erntet auch echt immer so mitleidige Blicke, wenn man mit einer -54 antritt und alle glauben, sie müssten einem erklären, welche Seite der Scorekarte oben ist, weil es ja bestimmt das allererste Turnier ist. Wenn man dann sagt: „Nee nee, ich habe schon ein paar Turniere mitgespielt und mich einfach nicht verbessert“, dann werden die Blicke noch mitleidiger und es folgt unweigerlich der Satz: „Vielleicht solltest du mal ein paar Trainerstunden nehmen“ (Sorry, folks, aber das ist ungefähr so taktvoll, wie eine mollige Frau zu fragen, im wie vielten Monat sie denn ist.)
Okay, ich saß also trotz Trainerstunden bei Peter Finch, amp-Golfkurs und konstanter Verbesserung in unseren wöchentlichen Privatrunden immer noch auf -54, hauptsächlich aus dem einfachen Grund, dass den Winter über keine vorgabewirksamen Turniere gespielt werden. Dabei hatte ich mir doch fest vorgenommen, mich im Laufe dieses Jahres auf -36 zu verbessern. An Pfingsten bot sich dann die Chance, wenigstens mal eine EDS-Runde anzumelden, weil meine Tante als Zählerin mitging. Und irgendwie waren mir die Golfgötter an diesem Tage hold. Ob es nun an meinen neuen Schlägern lag (ich habe einen neuen Driver und zwei neue Hölzer im Bag, alles Cobra … ich entwickele mich zu einem Cobra-Fan), an den Erdnüssen (seit Neuestem esses ich an jedem Loch Erdnüsse, um mein Energieniveau über die Runde zu halten) oder ob die registrierte Runde förderlich für meine Konzentration war … jedenfalls klappte (fast) alles. Ich habe selber ganz bewusst meinen Score nicht mitgezählt, weil ich nicht wollte, dass mich das ablenkt und ich in so „wenn ich jetzt hier noch eine 5 spiele und am nächsten Loch eine 6, dann …“-Szenarien verfalle. Dass ich gut gespielt hatte, war mir aber schon klar. Dass es meine bisher beste Runde war, eigentlich auch. Dass ich mich aber um exakt 18 Schläge unterspielt hatte und damit in einem Schlag auf meinem Zielhandicap von -36 gelandet war, das habe ich dann erst im Sekretariat so richtig begriffen. Jahresziel erreicht. Done and dusted, wie der Anglophile sagt. Wie cool ist das denn?
Jetzt werden EDS-Runden, die es auch noch gar nicht so lange gibt, von einigen Golfern immer noch eher als Mogel-Runden angesehen. Und selbst ich muss zugeben, dass es wahrscheinlich leichter ist, einfach entspannt gutes Golf zu spielen, wenn man mit Freunden oder Familie stressfrei am Samstag Nachmittag über den Platz schlendert, als wenn man im Turnier unter den wachsamen Augen von völlig Fremden spielt. Außerdem hatte ich so ein bisschend die Befürchtung, dass es sich bei der Runde um einen erfreulichen aber nicht notwendigerweise reproduzierbaren Ausrutscher gehandelt haben könnte und dass es jetzt Monate dauern könnte, bis ich eine ansatzweise ähnlich gute Runde spielen würde. 18 Schläge weniger benötigen zu dürfen, um auf die gleiche Punktzahl zu kommen, das ist schon eine Ansage.
Entsprechend erwartungsfrei bin ich dann meine nächste echte Turnierrunde am vergangenen Wochenende angegangen. Samstag war ich noch auf dem Platz, um ein bisschen zu üben (Slice-Bekämpfung mit dem Driver) und ein paar Löcher im milden Spätnachmittagslicht zu spielen. Das hat gut funktioniert und zumindest mein Selbstbewusstsein nicht beschädigt. Sonntag war es dann soweit: Monatspreis. Ich hatte einen sehr netten Flight und war eigentlich so gut wie gar nicht nervös. Ich hatte einen super Start, Bogey auf der 1 (was mir erst am Abend davor auf der Proberunde das erste Mal überhaupt gelungen war), Par auf der 2. Danach wurde es dann etwas durchwachsener, die 3 habe ich gestrichen, weil ich nicht aus dem Bunker gekommen bin, z.B. Aber ich habe mich immer wieder berappelt und streckenweise wirklich solides Golf gespielt. Am Ende habe ich mein neues Handicap genau bestätigt, also 36 Nettopunkte erspielt und bin in meiner Kategorie (Handicap 19,5 und schlechter, glaub ich) Zweite geworden. Darüber habe ich mich natürlich wahnsinnig gefreut. Zum einen, weil mir jetzt niemand nachsagen kann, ich hätte mir das Handicap durch die EDS-Runde irgendwie „ermogelt“ und zum anderen, weil ich mir selber bewiesen habe, dass ich die -36 wirklich reproduzierbar spielen kann und es sich nicht einfach nur um einen Freak-Accident gehandelt hat.
Mir ist klar, dass ich auch mit -36 golftechnisch immer noch eine ziemliche Null bin. Aber zumindest habe ich die Kategorie „völlig hoffnungsloser Fall“ damit hinter mir gelassen. Und das tut gut.
Im Juni fahre ich wieder für 10 Tage nach England zu Peter Finch für ein paar mehr Golfstunden. Und vielleicht schaffe ich ja mein zweites Ziel für dieses Golfjahr, nämlich eine Runde mit unter 100 Schlägen zu spielen, auch noch.
Okay, diejenigen unter euch, die gerne Skifahren, die werden das wahrscheinlich anders sehen, aber für mich bräuchten diese ganzen niedrigen Temperaturen, die Dunkelheit, die Tristesse, Glatteis und Niederschlag in gefrorener oder unverfrorener Form eigentlich gar nicht stattzufinden. Sogar auf Weihnachten und Silvester könnte ich ganz gut verzichten, ehrlich gesagt, obwohl mir um diese Jahreszeit immer wieder klar wird, warum die Wintersonnenwende in fast allen Kulturen so eine große Sache ist. Im Prinzip habe ich jetzt schon die Schnauze voll vom Winter, obwohl er, sowohl datumstechnisch wie auch metereologisch ja noch gar nicht so richtig angefangen hat. Vor allem das fehlende Tageslicht macht mich fertig. Ich habe mich jetzt wieder mit Johanniskrautkapseln eingedeckt. Soll ja angeblich helfen. Heller wird es davon draußen aber auch nicht.
Wichtigster Lichtblick der Woche ist eigentlich nur meine samstägliche Golfrunde, die bisher gottseidank immer noch stattfinden konnte. Genaugenommen hatte ich dabei sogar meistens ausgesprochenes Glück mit dem Wetter und zumindest für das kommende Wochenende sieht es auch wieder ganz okay aus auf der Wetterkarte. Sportliche Höchstleistungen und Längenrekorde sind zur Zeit bei Mattenabschlägen und völlig aufgeweichten Grüns und Fairways zwar nicht zu erwarten, aber dank neuer Schläger und eines inzwischen nach Umstellungsschwierigkeiten wieder halbwegs stabilen Schwungs habe ich in den letzten Wochen recht konstant gespielt.
Die beste Anschaffung der letzten Wochen waren aber nicht die Schläger (ein gebrauchter MacGregor V-Foil M455 Eisensatz von ebay, falls das jemanden interessiert … sehen aus wie etwas, was Hagrid in sein Golfbag stecken würde, fassen sich auch so an, helfen aber ungemein dabei, den Ball hoch und weit zu schlagen), sondern diese Puttingmatte. Ich übe jetzt ganz konsequent jeden Tag 120 Putts (je 30 für die vier verschiedenen Grüngeschwindigkeiten, die die Matte ermöglicht) und führe Statistik darüber, wie viele davon ich loche. Golf ist eine absolut tolle Sportart für Statistiken.
Und weil mir das Üben zu Hause so gut gefällt, hat der Gedanke an den eigenen Golfsimulator mich dann doch nicht losgelassen. Und gestern habe ich dann mal kreativ Möbel gerückt und die Harfe in die Küche gerettet und festgestellt: doch, das geht. Ich kann, zumindest mit einem langen Eisen, einen vollen Schwung machen, ohne irgendwelche Einrichtungsgegenstände zu zerdeppern. Allerdings muss ich dabei wirklich sorgfältig darauf achten, an genau der richtigen Stelle zu stehen und meine Schwungebene sozusagen parallel zur Dachschräge ausrichten.
Ein echter Golfsimulator wird es natürlich trotzdem nicht. Viel zu teuer und dafür müsste ich auch ein Fangnetz oder so für Bälle aufbauen. Aber es gibt dieses Launchpad mit fest verbundenem Ball. Das bietet neben der eigenen Trainingssoftware, die einem angeblich Daten zu Schlägerkopfgeschwindigkeit und -winkel liefert, auch die Möglichkeit, es mit einer älteren Version der EA PGA Tour Spiele zu verbinden. Wie gut, dass ich mir vor einiger Zeit ein Windows-Laptop gegönnt habe. Dann ist das wenigstens für etwas nütze. Also, das Launchpad habe ich gestern spontan bestellt. Kostet als B-Ware nur 100 €. Schenke ich mir selbst zu Nikolaus oder so. Einen Trainingseffekt erhoffe ich mir weniger, dazu ist das Ding wahrscheinlich zu ungenau. Mehr ein bisschen Ersatzbefriedigung in den eigenen vier Wänden, wenn es draußen zu dunkel und ungemütlich ist zum Golfspielen. Ich werde dann berichten, wie das so läuft.
Apropos berichten wie das so läuft. Ich wurde von Golfpost.de als Produkttesterin ausgewählt. Ich darf die Aero Spark Tees testen. Ein Grund mehr zu hoffen, dass das Wetter am Wochenende golftauglich wird. Aussehen tun die Dinger jedenfalls ganz nett.
Ich liebe Golfvideos auf YouTube. Echt, ich bin total süchtig. Immer, wenn ich nicht auf den Platz kann, gucke ich stattdessen Videos: Mark Crossfield, MeAndMyGolf, Stephen Buzza, Matt&Brandon, Oliver Heuler, etc. etc. … ich kenne sie alle. Meine absoluten Favoriten sind aber schon seit einigen Monaten Rick Shiels und Peter Finch. Die beiden haben bis vor kurzem in Manchester unterrichtet, haben jetzt aber gemeinsam an der Lytham Golf Academy ein neues Studio gegründet.
Den Plan, irgendwann mal nach England zu fahren, um die beiden persönlich kennen zu lernen, hatte ich schon länger, muss aber zugeben, dass ich Manchester als Urlaubslocation jetzt nicht sooo verlockend fand. Außerdem habe ich im Frühjahr den Job gewechselt, war noch in der Probezeit und kam darum nicht wirklich weg. Aber jetzt passte alles und so habe ich dann Anfang Oktober die Gelegenheit ergriffen, für eine gute Woche nach Lytham St. Anne’s zu fahren (mit dem Zug, übrigens, weil keine günstigen Flüge mehr zu kriegen waren … der einzige Flug von Düsseldorf nach Manchester unter 500 €, den Expedia mir noch vorschlug, führte über Moskau und dauerte ca. 20 h, dabei weiß ich genau, dass da täglich ein Direktflug geht).
Eingemietet habe ich in einem kleinen B&B in St. Anne’s, Ad Astra, weil die relativ günstige Einzelzimmer hatten. War eine gute Wahl, kein Luxus natürlich, aber sehr freundliche Leute und einen angenehmen alternativen Touch (auf Wunsch vegetarisches oder sogar veganes Frühstück, Hunde durften mitgebracht werden … war für mich beides nicht relevant, gefiel mir aber so von der Grundeinstellung her). Lytham und St. Anne’s sind so typische Saison-Ferienorte … im Sommer wohl echt überlaufen, aber jetzt war da schon ziemlich tote Hose, was mir aber sehr recht war. Ich wollte ja vor allem eines: Golf spielen und Unterricht nehmen.
Ein bisschen nervös war ich vorher schon. Ich bin ja noch ziemliche Anfängerin, spiele immer noch von -54, und hatte totale Hemmungen, einfach mit meinem etwas absurden Sammelsurium an Golfschlägern irgendwo aufzuschlagen, um zu spielen. Neben Technik und Erfahrung fehlte mir vor allem eins: Selbstbewusstsein. Am ersten Tag habe ich mich dann auch nur sehr zögernd getraut, wenigstens mal zur Lytham Golf Academy zu fahren (im Prinzip eine öffentliche Driving Range) und ein paar Bälle zu schlagen. Die Stunden mit Peter waren erst später in der Woche angesetzt und er war an dem Tag auch nicht da, aber ich bin auf dem Parkplatz kurz Rick Shiels begegnet, der auch sofort wusste, wer ich war (sinngemäß „die verrückte Golferin aus Deutschland, die bei Pete ein paar Stunden nimmt“) und mir supernett gleich seine Telefonnummer anbot, damit ich um Hilfe rufen kann, falls ich meinen Bus verpasse und irgendwo in der Walachei stehe.
Den nächsten Tag habe ich mit Erkundung der Gegend verbracht, bevor ich mich dann am Dienstag endlich getraut habe, doch tatsächlich mal einen Golfplatz in Angriff zu nehmen. Eine fast eineinhalb stündige Busfahrt brachte mich nach Staining Lodge, zu einem pay&play Platz, der auf seiner Webseite betont, dass auch Anfänger sehr willkommen sind. Und das war auch so. Keinerlei Frage nach dem Handicap oder so, ich konnte einfach das mit 18 Pfund sehr günstige Greenfee entrichten und gleich losspielen. Der Platz hat in der Gegend nicht den besten Ruf und gilt als ungepflegt, was ich aber, nachdem ich ihn gespielt habe, so überhaupt nicht nachvollziehen kann. Er ist insgesamt noch nicht sehr alt und erst vor kurzem von 9 auf 18 Loch ausgebaut wurden. Das merkt man ihm ein bisschen an, es gibt, obwohl vom Charakter ein Parklandkurs, kaum Bäume. Die Fairways sind sehr breit (was ihn wirklich anfänger- und slicertauglich macht), allerdings ist das Gelände ziemlich hügelig, so dass man mit fiesen Balllagen am Hang in alle Richtungen zu kämpfen hat. Und die Grüns sind echt gemein, sehr stark onduliert und es ist echt schwierig, den Ball irgendwo in Fahnennähe zum Stoppen zu kriegen. Wochentags nachmittags war sehr wenig los und ich konnte in aller Ruhe meine topps, airshots und shanks spielen, ohne irgendwen aufzuhalten.
Durch diese Erfahrung dann schon etwas mutiger geworden, habe ich am nächsten Tag den Lytham Green Drive Golfkurs gespielt. Die haben ein vergünstigtes Sunset-Greenfee, das um diese Jahreszeit schon ab 14.30 Uhr gültig ist. Da kostet die 18-Loch Runde dann nur 15 Pfund. Es war fantastisch. Nicht nur, dass ich da, obwohl es kein ganz einfacher Platz ist, die beste Golfrunde meines bisherigen Golferlebens spielte, ich hatte, von ein paar Fasanen, Hasen und Eichhörnchen abgesehen, den Platz auf den Back 9 auch komplett für mich alleine. Und das alles im Licht einer langsam versinkenden Herbstsonne. Ehrlich, alleine diese eine Golfrunde wäre die ganze Reise wert gewesen.
Überhaupt, das Wetter: ich war ja etwas skeptisch … Anfang Oktober zum Golfen nach England, das klingt witterungsmäßig schon eher mutig. Aber es war großartig. Ich hatte sehr viel Sonne und die wenigen Regengüsse, die es in der Woche gab, hbe ich immer verpasst, weil ich gerade im Bus oder irgendwo beim Tee saß.
Donnerstags hatte ich dann meine erste Doppelstunde bei Peter Finch. Ich war schon eine gute Stunde vor Beginn in der Lytham Golf Academy, um mich einzuschlagen (was in diesem Falle hieß, 100 Bälle mit verschiedenen Schlägern zu slicen … es war ein Krampf … dabei hatte ich doch am Tag davor so gut gespielt). Pete fragte mich dann erstmal nach bisheriger Erfahrung und meinen Zielen (wobei mein wichtigstes Ziel wirklich einfach war, den Ball sicherer und sauberer zu treffen und dadurch ein bisschen mehr Selbstbewusstsein zu gewinnen). Dann ließ er mich jeweils mit Sandwedge, Eisen 9, Eisen 7 und Driver ein paar Bälle schlagen. Rick und Pete haben sich ihr Studio gerade ganz frisch neu eingerichtet und neben GC2 Launchmonitor und Flightscope gibt es da jetzt auch zwei Hochgeschwindigkeitskameras und mehrere große Bildschirme, auf denen man die so zusammengetragenen Daten dann auch gleich sehen kann. Das war ziemlich cool, zumal mein Schwung weniger schlimm aussah, als ich das so gedacht hätte. Pete’s erste Maßnahme war, meinen Griff zu verstärken. Das fühlte sich erstmal fremd an, war aber eine Korrektur, die recht einfach umzusetzen war. Danach ging es an die Handgelenke, die ich eben, statt sie einfach nur anzuwinkeln, Dustin Johnson-artig nach hinten beuge. Das mache ich natürlich nicht absichtlich, das ergab sich einfach so … Weg des geringsten Widerstandes, glaube ich. Das im Rückschwung zu korrigieren, fand ich auch noch ziemlich einfach, sah dann auf dem Bildschirm auch gleich besser aus, aber das Schlägerblatt von da dann square an den Ball zu bringen, war dann plötzlich nicht mehr so leicht, weil ich halt vorher beim Durchschwingen immer noch so einen Schlenker mit dem Handgelenk gemacht habe, den ich jetzt nicht mehr brauche. Aber so nach einer halben bis dreiviertel Stunde klappte das auch so leidlich und Pete war da erstmal zufrieden mit mir.
Der nächste Puntk war, dass ich mich im Rückschwung aufrichte und erstens Energie verliere und es mir zweitens sehr schwer mache, im Durchschwung dann sauber wieder zurück zu kommen. Da haben wir angefangen, dran zu arbeiten, sind aber nicht so wahnsinnig weit gekommen, bevor die Stunde um war.
Zu dem Zweitpunkt war ich schon ziemlich k.o. und wäre vernünftigerweise einfach ins B&B gefahren, um mich auszuruhen. Aber das Wetter war so schön und der Lytham Green Drive Golfkurs lag quasi auf meinem Nachhauseweg. Und so habe ich dann beschlossen, den einfach noch einmal zu spielen. Erwartungsgemäß klappte das weniger gut als am Vortag, denn in meinem Kopf herrschte schwungmäßg jetzt ziemliches Chaos und die Müdigkeit tat das ihrige dazu. Aber ich habe in John und George, zwei Mitgliedern, die den Platz jeden Donnerstag spielen, zwei sehr nette Flightpartner gefunden und habe die Runde so trotzdem sehr genossen. John hat mich danach netterweise sogar noch zu meinem B&B zurückgefahren.
Die Überanstrengung rächte sich allerdings dann ziemlich bitterlich. Die Nacht zum Freitag habe ich mit Fieber und Schüttelfrost wachgelegen, offensichtlich hatte ich mir eine Erkältung eingefangen. Am nächsten Morgen fühlte ich mich so schlapp, dass ich kaum aus dem Bett kam. Und das, obwohl für diesen Tag meine Playinglesson auf dem St. Anne’s Old Links angesetzt war. Der Höhepunkt meines Urlaubs, sozusagen. Hingegangen bin ich natürlich trotzdem. Als ich Pete gesagt habe, wie mies ich mich fühle, hat er dankbarerweise einen Buggy besorgt. So musste ich wenigstens nicht laufen und mein Bag nicht schleppen. Erfreulicherweise war es außerdem völlig windstill, was einen großen Schwierigkeitsfaktor des Platzes einfach eliminierte. Die ersten paar Löcher habe ich noch ganz ordentlich gespielt, ich erinnere mich, dass ich auf einem sehr langen Par5 ein Bogey gespielt habe und ein weiteres auf einem Par4, aber dann war irgendwann der Ofen aus und ich konnte kaum noch den Schläger heben. Irgendwie habe ich mich trotzdem durch die 9 Löcher gekämpt. Der Platz ist ohne Wind wirklich nicht so schwierig, aber das Rough ist absolut tödlich. Ehrlich: keine Experimente, kürzesten Weg zum Fairway suchen und mit Wedge oder höchstens Eisen 9 rauspitchen. Alles andere ist zum Scheitern verurteilt, zumindest bei einem Schwächling wie mir. An die einzelnen Bahnen habe ich kaum Erinnerung, nur Loch 9, ein mittellanges Par3 ist mir im Gedächtnis geblieben. Das ist wirklich ziemlich spektakulär, weil man das Grün zwischen den Dünen vom Tee aus nicht wirklich sehen kann. Einfach aufs Clubhaus zielen, das passt schon 🙂 Pete hat mich dann nach Hause gefahren und ich bin nur noch erschöpft ins Bett geklappt.
Samstag war ich schon wieder etwas fitter und machte mich vollmotiviert zu meiner zweiten und letzten Doppelstunde auf. Diesmal ging es hauptsächlich darum, meinen Rückschwung zu verkürzen und damit die Aufrichtung im Oberkörper auszumerzen. Ich habe jetzt wirklich das Gefühl, dass ich höchstens noch halb aushole, aber auf dem Bildschirm war eindeutig zu sehen, dass der Schläger hinter meinem Kopf waagerecht zum Boden ist. Dann gab Pete mir noch ein paar Tipps zum Chippen und Putten. Außerdem habe ich ihm, während ich gefühlt ungefähr 100 Bälle mit Eisen 7 geschlagen habe, meine Lebensgeschichte erzählt. Das war schon ein bisschen surreal … ich hatte vorher noch nie versucht, gleichzeitig zu reden und Golfbälle zu schlagen. Klappte aber erstaunlich gut.
Den restlichen Tag habe ich mir Ruhe gegönnt. Lediglich den Minilinks-Platz in St. Anne’s habe ich noch gespielt. Das ist ein niedlicher 18-Loch Pitch&Putt Platz, der sich wirklich spielt wie ein ganz kleiner Links-Platz. Die Bahnen sind sehr kurz (ich schätze mal, die längsten so um 60 m), aber trotzdem eine Herausforderung, denn die Grüns sind winzig und das Rough ist auch hier nicht ganz ohne. Ich finde es schade, dass wir solche Plätze in Deutschland so wenig haben.
Sonntag war mein letzter Tag, da bin ich noch einmal in die Lytham Golf Academy gefahren, um ein bisschen zu üben, habe noch einen kurzen Plausch mit Rick Shiels gehalten, der mich dann auch noch einmal aufforderte, ein paar Bälle für ihn zu schlagen und ihm zu zeigen, woran ich mit Pete gearbeitet habe. Mann, was war ich nervös, ich kann doch nicht, wenn einer guckt 🙂 Hat aber ganz gut geklappt. Danach habe ich dann noch ein drittes Mal Lytham Green Drive gespielt, diesmal wieder ganz alleine. Leider konnte ich mein gutes Ergebnis vom Mittwoch aber nicht wiederholen. Und montags brachte mich dann eine ca. 11 stündige Zugfahrt wieder nach Hause, wo mich kaltes und ausgesprochen scheußliches Wetter erwartete.
Insgesamt war der Urlaub ein unglaublich tolles Erlebnis für mich. Ich bin ziemlich sicher, dass mein Schwung deutlich stabiler und sicherer geworden ist. Auf jeden Fall ist mein Selbstbewusstsein auf dem Golfplatz gestiegen. Vorgestern habe ich auf meinem Heimatplatz mit zwei ziemlich guten Spielern gespielt, die ich vorher nicht kannte, und das hätte mich noch vor drei Wochen so nervös gemacht, dass ich keinen Ball getroffen hätte. Jetzt aber konnte ich mein Handicap auf den sieben Löchern (für mehr hatte ich keine Zeit, weil ich meinen Zug kriegen musste) um drei unterspielen und habe auf dem letzten Loch sogar ein Par gespielt. Alles sehr motivierend. Ich werde so eine Tour auf jeden Fall nächstes Jahr wieder machen.
Und weil mich ja nun die YouTube-Guckerei zu der ganzen Tour motiviert hat, habe ich diesmal auch selbst zur Kamera gegriffen und ein Reisevlog gefilmt … jeden Tag eine kleine Folge, so zwischen 3 und 10 Minuten. Da darf man jetzt allerdings keine Schicki-Micki Reisedoku erwarten. Ist wirklich mehr ein persönliches Tagebuch. Aber ein paar Eindrücke von den gespielten Golfplätzen und dem ganzen Drumherum gibt es natürlich trotzdem.
Am Wochenende hatte ich wieder mal das Vergnügen, an einem Golfturnier teilzunehmen, nämlich dem Newcomer Cup, bei dem die Anfänger mit ein paar richtig guten Spielern zusammengewürfelt und auf den Platz losgelassen werden. Nach den eher leidvollen Erfahrungen bei den beiden After-Work-Turnieren, über die ich hier ja ausführlich berichtet habe (wobei das Leid, das will ich nochmal betonen, einzig durch meine Inkompetenz und nicht etwa durch Veranstalter oder Mitspieler verursacht wurde), war es diesmal wirklich super. Das lag jetzt aber nicht etwa daran, dass ich quasi über Nacht zu einer besseren Spielerin mutiert wäre. Nein, Schuld war hauptsächlich die Spielform. Vielleicht erinnert ihr euch, dass ich vor einiger Zeit einmal den Wunsch nach Huckepack-Golf geäußert habe. Also in Prinzip: ein Longhitter bringt mich bis zum Grün und ich mach dann da weiter. Das gibt es so ähnlich wirklich. Die Lösung für alle meine Golfprobleme meine Damen und Herren (okay, vielleicht nicht alle, aber die vordringlichsten) heißt: Scramble 🙂
Scramble bedeutet, dass alle Spieler eines Flights zusammen spielen. Das funktioniert so, dass alle einen Ball abschlagen. Dann sucht die Gruppe sich gemeinsam den besten Ball aus und alle spielen von der Stelle weiter (wobei wir das jetzt in der Variante gespielt haben, dass diejenige, deren Ball ausgesucht wurde, dann aussetzen musste). Dann wird wieder der beste Ball ausgesucht und so weiter. Putten dürfen auf dem Grün dann auch wieder alle. Das vereinfacht das Spiel natürlich ungemein. Schlechte Schläge kann man gleich vergessen, die werden einfach nicht ausgewählt, brauchen einen dann also auch nicht mehr zu belasten. Die Gefahr, dass man also beispielsweise aus dem Bunker schlagen muss, ist sehr gering (da müssten schon alle vier bzw. drei Schlagberechtigten Murks gemacht haben). Ich kann mich an mindestens vier richtig katastrophale Schläge erinnern und an etliche weitere schwache, die mich im normalen Spiel schon wieder nahe an die Verzweiflungsgrenze gebracht hätten. War aber ja egal und hat mich darum auch gar nicht groß gestört oder meine Spielfreude getrübt.
Mit in meinem Flight spielte Silvia (mit Handicap 54 ebenfalls eine Einsteigerin) und meine Mutter, die zwar schon länger golft, aber sich mit Handicap 37 auch noch knapp im Bereich der Clubvorgaben aufhält. Aber als As im Ärmel hatten wir dann Dominique im Flight, die unsere amtierende Clubmeisterin ist und deren Handicap bei 4kommairgendwas liegt. Damit dürfte auch klar sein, warum die Spielerin, deren Ball gewählt wird, aussetzen muss. Sonst hätte Dominique die Runde nämlich einfach alleine bestreiten können und wir anderen hätten rein zu Dekorationszwecken ab und zu einen Ball seitlich in die Büsche geschlagen. (Und ehrlicher- und irgendwie peinlicherweise muss man ja einräumen, dass sie die Runde alleine wahrscheinlich noch besser gespielt hätte als mit unserer „Hilfe“). So wie die Dinge lagen war es jetzt meistens so, dass Dominique einen unglaublich weiten Abschlag in Bereiche des Fairways kloppte, die ich noch nie von Nahem gesehen hatte (weil ich ja, wir erinnern uns, spätestens mit dem zweiten Schlag die landschaftlich schöne Route einschlage). Beim zweiten Schlag musste sie dann aussetzen und eine von uns Anfängerinnen beförderte den Ball mehr schlecht als recht 50 bis 100 Meter weiter Richtung Grün. Dann schlug Dominique den Ball neben die Fahne und wir unsere ins Wasser, in einen Bunker oder wo auch immer der sonst nicht hin sollte. (Ich übertreibe hier etwas zugunsten der Dramatik … eigentlich haben wir etlich schöne Schläge gemacht, über die wir uns in einer normalen Runde unglaublich gefreut hätten … sie waren halt nur selten gut genug). Aber beim Putten waren wir dann tatsächlich ziemlich ebenbürtig, würde ich sagen. Vor allem Silvia erwies sich als eine sprichwörtliche Bank, die jeden langen Putt zuverlässig auf tap-in Distanz an die Fahne legte.
Um die Sache noch einfacher zu machen, wurde aus unseren Handicaps einfach der Durchschnitt gebildet. Und der ist, wenn man drei Anfänger und eine sehr gute Spielerin zusammensteckt, immer noch sehr hoch. Bei uns war das 42. Das führt dann zu sagenhaften Stableford-Punktzahlen. Wir haben so auf 18 Loch 69 Stablefordpuntke zusammen gespielt. Und damit haben wir nicht einmal gewonnen, weil zwei andere Flights jeweils 70 Punkte erspielt haben. Unser Ergebnis entsprach 27 Bruttopunkten, also einer Runde 9 über Par. Das kann sich, auch unabhängig vom Handicap, durchaus schon Golf nennen, finde ich. Also, Problem gelöst, Golf ist doch ganz einfach, man muss nur die Regeln etwas modifizieren (und mit der Clubmeisterin spielen) 🙂
Es war auf jeden Fall eine sehr nette, kurzweilige Runde, die ich sehr genossen habe und die mein Selbstbewusstsein doch etwas gehoben hat. Immerhin haben wir zweimal meinen Tee-Shot ausgewählt, ich habe einen mittellangen Birdieputt gelocht und einen wirklich schönen 120 m Annäherungsschlag mit dem Holz5 gemacht. Und das ist gut so, denn am kommenen Samstag fahre ich in meinen ersten „Golfurlaub“, nach Lytham St. Anne’s. Ich werde dann live vor Ort berichten, wie ich da so klarkomme.
Nachdem ich die letzten beiden Male ganz zufrieden damit war, was ich mir alleine und am Wochenende mit meinen Eltern so zurechtgespielt habe, habe ich mich diese Woche zum 9-Loch After-Work Turnier angemeldet. Die gibt es bei uns im Club immer am ersten Freitag im Monat. Ich habe schon einmal eines mitgespielt, aber darüber decken wir lieber für alle Zeiten den Mantel des Schweigens. (Meine beliebtesten Entschuldigungen für das Desaster sind „Hey, es war das allererste Mal“ und „Es war über 36° C“ … und immerhin habe ich mit Hängen und Würgen 12 Nettopunkte zusammengekratzt und hätte so doch glatt eine Platzreifeprüfung bestanden)
Diesmal spielt auch meine Mutter mit, was für mich praktisch ist, dann können wir zusammen mit ihrem Auto hinfahren. Ich hatte bei Anmeldung extra um einen späten Flight gebeten, weil ich bis 15.30 Uhr arbeiten muss, das Turnier aber schon um 16 Uhr anfängt. Jetzt kriegte ich gerade meine Tee-Time per SMS auf’s Handy. 16.30 Uhr! Das ist verdammt knapp und lässt mir nicht einmal Zeit, in Ruhe ein Brötchen zu essen bevor wir losfahren. Im Feierabendverkehr braucht man mindestens eine halbe Stunde zum Golfplatz und ich muss ja auch erst einmal mit dem Rad zu meinen Eltern. Bleibt nur zu hoffen, dass meine Ma nicht eine noch frühere Startzeit erwischt hat, sondern im Flight hinter mir ist.
An ordentliches Einschlagen ist so schon gar nicht mehr zu denken, und jeder, der schonmal mit mir gespielt hat, weiß, wie sehr mich das stresst. Echt, ich rotiere schon jetzt, wenn ich nur daran denke. Ich muss mindestens ein paar Putts gemacht haben, um zu gucken, wie die Grüns an dem Tag so rollen, und ein paar volle Schläge mit Eisen und Driver gemacht haben, sonst kann ich die ersten zwei bis drei Bahnen gleich streichen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass mein Körper jede Woche aufs neue komplett vergisst, wie man so einen Golfball schlägt und ich das jedesmal von Grund auf neu lernen muss. Ich schlage auch jede Woche anders. Mal powerhooken die Bälle nach links (alle!), mal spiele ich einen konstanten Slice, mal Pushe ich und einmal im Schaltjahr, wenn Ostern und Weihnachten auf einen Dienstag fallen, fliegen die Bälle doch tatsächlich geradeaus. Ist aber nicht so schlimm, wenn ich mich vorher einschlagen kann. Denn dann weiß ich ja, was mein Fehlschlag des Tages ist und kann mich gleich entsprechend anders ausrichten. Das erspart mir Peinlichkeiten, und die Spieler auf dem Nachbarfairway haben so auch deutlich bessere Überlebenschancen.
Zumal ich ja inzwischen auch mit dem Driver auf den Ball dresche. Das habe ich noch gar nicht berichtet. Seit einigen Wochen habe ich einen Driver. Also, genaugenommen hatte ich schon vorher einen, aber den konnte ich nicht bedienen (zu lang, zu schwer, Schaft zu hart, irgendwie unhandlich das ganze Ding, obwohl es sich angeblich um einen Damenschläger handeln soll, ein ebay-Fehlkauf). Der Neue ist von der wenig vertrauenserweckenden Billigmarke Eagle-Golf und hat mich im Set mit drei anderen Schlägern sagenhafte 5,20 € plus Porto gekostet. Auch in der E-Bucht natürlich. Als ich diesen Driver das erste Mal in der Hand hatte, habe ich fast gelacht. Riesenkopf, superleicht … fühlt sich ein bisschen an wie ein Luftballon am Stiel. Entsprechend hatte ich auch keine allzu großen Erwartungen an das Ding. Aber ich muss sagen: läuft. Die Schlagfläche ist so riesig, dass man beim besten Willen nicht am Ball vorbeischlagen kann (eh … doch … natürlich kann man … man kann im Golf immer auch am Ball vorbeischlagen, ich beweise das wöchtenlich aufs neue, aber zumindest passiert es seltener, wenn der Schläger die Ausmaße einer Bratpfanne hat). Etwa 150 Meter weit kann ich die Bälle mit dem Ding schlagen, wenn ich gut treffe. Immer noch nicht LPGA-Tour-verdächtig, aber ca. 30 Meter weiter als meine guten Abschläge vorher mit den Hybriden.
Außerdem habe ich die letzten Male ein paarmal mein Holz 5 vom Fairway aus richtig gut getroffen (und einmal von 135 Metern aus aufs Grün geschlagen, tschakka!), ein Schlag, den ich vorher auch noch gar nicht beherrscht habe. Jetzt warte ich auf den Tag, wo das mal beides direkt hintereinander passiert, also ein 150 Meter Abschlag und ein sauberer zweiter Schlag mit dem Holz. Dann kann schon fast nichts mehr schiefgehen. Auch das ist gelogen, übrigens. Da kann immer noch eine Menge schiefgehen. Letzten Freitag gelang mir so ein sauberer 150 Meter Drive an Bahn 7, das ist ein langes Par 3. Ich lag im Vorgrün, allerdings noch bestimmt 20 Meter vor der Fahne, die auf dem MacKenzie-Grün auf der oberen Ebene lag. Deswegen wollte ich lieber chippen als putten, weil ich so lange bergauf-Putts eigentlich immer zu kurz lasse. Dummerweise hatte ich zwei Spieler hinter mir, die mich just an diesem Loch hatten durchspielen lassen und jetzt natürlich guckten, was ich so mache. Sowas macht mich immer nervös, und wenn ich nervös bin, klappt gar nichts mehr. Ich versemmele also den Chip, der mir von der Spitze des Schlägers in die Bunkerböschung springt. Jetzt wäre der Zeitpunkt gewesen, zum Bag zurückzugehen und mir einen anderen Schläger zu holen, mein Sandwedge, vorzugsweise. Aber nee, ich wollte ja die Leute hinter mir nicht aufhalten. Also habe ich den Ball mit der 9 fein säuberlich von dem einen in den anderen Bunker geschlagen, von da dann wieder aufs Vorgrün (immer noch auf der unteren Ebene) und dann mit 4(!) Putts eingelocht zu einer 8. NACHDEM ICH MIT DEM ERSTEN SCHLAG QUASI SCHON AUF DEM GRÜN WAR!!!!! Golf ist so doof. Zumindest immer genau so doof wie sein Spieler. Wenn ich gleich geputtet hätte, selbst wenn der Putt viel zu kurz geblieben wäre, wäre ich mit Sicherheit eher da gewesen. Hätte hätte Fahrradkette … Golf ist eine Konjunktiv-Sportart.
Einschlagen gibt es also morgen wohl nicht. Das kann ja heiter werden. Ich werde berichten. Das Wetter wird auch ein bisschen unberechenbar, der deutsche Wetterdienst meldet leichte Gewitterneigung.