You are currently browsing the category archive for the ‘NaNoWriMo’ category.
Es ist November. Es ist NaNoWriMo-Zeit. Eigentlich wollte ich dieses Jahr so gar nicht. Die letzten beiden Jahre waren eher katastrophal. Vor zwei Jahren bin ich nach nur wenigen Kapiteln gescheitert, weil mir plötzlich auffiel, dass die Welt wirklich keine lesbische Golf-Caddie-Spionage-Bodyguard-Romanze in Briefform braucht und ich mich nach dieser Erkenntnis nicht mehr motivieren konnte. Letztes Jahr hatte ich am Vorabend des NaNoWriMo eine umwerfende, revolutionäre Idee für eine Geschichte über Gladiatorenspiele in einer futuristischen Version von Assyrien, habe aber nicht ein einziges Wort in die Tastatur gehauen.
Außerdem fahre ich in ein paar Tagen in Urlaub. Und auf der Arbeit bin ich im Moment gut ausgelastet und kann nicht mal eben zwichendurch ein paar Kapitelchen in den Texteditor hauen, wenn keiner guckt. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich die Zeit zusammenkratzen sollte, jeden Tag 1667 Wörter zu schreiben. Zumal ich seit dem gescheiterten Golf-Roman eigentlich gar nichts mehr geschrieben habe. Einmal noch ein halbherziger Versuch einer Leverage-Fanfiction Geschichte, wenn ich mich recht erinnere. Aber sonst? Ich hatte das Gefühl, ich weiß gar nicht mehr, wie schreiben geht.
Aber ich folge ja auf Twitter etlichen NaNo-Autoren und anderen Schreiberlingen. Und wie das so ist: während die alle im Laufe des Oktobers immer aufgeregter wurden und eifrig über ihre Vorbereitungen, ihre Charaktere und ihre neuesten Schreibgimmicks twitterten, regte sich in mir doch eine gewisse Sehnsucht, wieder mit zu schreiben.
Angemeldet habe ich mich diesmal aber wirklich erst am 1. November. Und auch erst da die Entscheidung getroffen, was ich schreiben wollte. Ein historischer Roman soll es diesmal werden, über Thusnelda, die Frau von Arminius. Römer, Germanen, Varusschlacht, Familienfehde, Love-Story … Der Stoff fasziniert mich schon sehr lange, eigentlich seit ich 1998 oder so das erste Mal in Kalkriese im dortigen Museum gewesen bin.
Da der 1. November ja ein Feiertag ist, starte ich, wie wohl viele NaNoWriMo-Autoren, normalerweise am ersten Tag mit ein paar tausend Wörtern durch. Doch diesmal war es anders. Erstens war ich morgens Golf spielen. Also, ich habe morgens angefangen. So eine Golf-Runde zieht sich ja doch über mehrere Stunden. Mit Käffchen und Schwätzchen hinterher war ich doch erst wieder Spätnachmittags zu Hause. Und dann hatte ich ja diesmal wirklich nichts vorbereitet und habe erst einmal ein paar Stunden damit verbracht, einen Soundtrack zusammen zu stellen, Bilder für meine Protagonisten zu sammeln, ein Mock-Cover zu entwerfen etc.
Böse Zungen würde das wohl als Prokrastrinieren bezeichnen. Und tatsächlich habe ich das eigentliche Schreiben bis in die späten Abendstunden vor mir her geschoben und am ersten Tag so auch nur magere 750 Wörter zusammen bekommen. Es lief überhaupt nicht. Der zweite Tag war auch noch recht zäh. Ich war kurz davor zu glauben, dass ich das Schreiben wohl wirklich in den letzten Jahren irgendwie verlernt habe. Aber am dritten Tag gab es dann doch noch eine verspätete Initialzündung. Nämlich, als Thusnelda und Arminius das erste Mal aufeinandertreffen. Da konnte ich mich plötzlich entspannt zurücklehnen und die Geschichte begann, sich selbst zu schreiben.
Jetzt zeigte sich auch so langsam, dass die Mühe, die ich in Auswahl des Soundtracks und der visuellen Vorbilder für meine Charaktere gesteckt hatte, nicht umsonst war. Diese Kombination aus Hintergrundmusik und im Focuswriter sichtbarem Hintergrundbild schaffen einen virtuellen Raum, in dem die Geschichte sich entwickelt, ohne dass ich da irgendetwas forcieren muss. Das lässt sich schlecht beschreibe. Es ist fast eine Art Magie. Ich setze mich in diesen Raum wie in ein Kino und statt mir irgendetwas aktiv „ausdenken“ zu müssen, schreibe ich einfach nur als passive Beobachterin auf, was vor meinen Augen passiert. Ich kann gar nicht mehr aufhören. Wenn mein Soundtrack nicht nach ca. 1 1/2 Stunden stoppen und mich so aus meiner Trance reißen würde, würde ich wahrscheinlich einfach tippend in meinem Knautschsessel sitzen bleiben, bis ich irgendwann eine vertrocknete, verhungerte Mumie bin.
Wenn ich jetzt zögere, an einem Tag mit dem Schreiben anzufangen, dann liegt das nicht daran, dass ich keine Lust habe. Im Gegenteil. Es ist eher so, dass ich weiß, dass ich, wenn ich einmal angefangen habe, nichts, aber auch gar nichts anderes mehr tun werde an diesem Tag. Das Schreiben, das Eintauchen in diese Welt voller Romantik, Intrigen und Abenteuer, ist wie eine Sucht und ich bin wie ein Alkoholiker, der verzweifelt versucht, den ersten Schluck des Tages so lange wie möglich herauszuzögern. Jedes gelesene Buch, jeder Film, jede Fernsehserie verblasst gegen diesen Prozess des selber Erzählens und Erlebens.
Der Alltag fühlt sich dagegen seltsam gehetzt an. Nur schnell schnell alles erledigt, was getan werden musst. Statt frischem Gemüse gibt es diese Woche nur Fertiggerichte. Der Friseurbesuch, der eigentlich vor dem Urlaub noch dringend nötig wäre, muss leider ausfallen. Koffer packen? Äh, ja, morgen. Hauptsache es bleiben am Ende des Tags zwei, drei Stunden übrig, um sie in den Wäldern Germaniens zu verbringen.
Also, ich würde euch ja jetzt wirklich gerne berichten, dass mein Golfspiel seit dem Urlaub in England revolutionär besser ist und ich einen niedrigen Rekordscore nach dem anderen breche. Leider ist dem nicht ganz so. Genaugenommen ist es eher zum Verzweifeln, denn wenn ich ehrlich bin, spiele ich jetzt schlechter als vorher. Und ich kapiere es nicht. Also, okay. Es ist Herbst. Es ist schwierig, elegante Bewegungen auszuführen, wenn man aussieht wie der Marshmallow-Mann. Und selbst wenn man das Fairway trifft, kann es einem passieren, dass man den Ball nicht wiederfindet. Es ist unglaublich, wie diese kleinen weißen Kugeln (die rosafarbenen versuche ich zur Zeit schongar nicht mehr) sich unter dem Laub verstecken können. Vielleicht werden die auch einfach von übereifrigen Eichhörnchen eingesammelt. Ich weiß es nicht. Jedenfalls sind die Ballverluste durch Nichtauffinden ziemlich hoch. Noch höher werden sie aber vor allem dadurch, dass ich eben meisten nicht das Fairway treffe, sondern wahlweise mit Banana-Slice nach rechts oder mit Power-Hook nach links in die Bäume spiele. Vorrausgesetzt, ich treffe den Ball vom Tee überhaupt, nicht mal das ist sicher. Ich bin also gefühlt wieder genau da, wo ich war, als ich vor mehreren Monaten in diesem Blog den allerersten Beitrag zum Thema Golf schrieb.
Also, ich weiß ja, dass der Ball im Winter nicht so weit fliegt wie im Sommer, aber erstmal abheben sollte er schon … sonst ist doof, denn rollen tut er ja im Moment auch nicht.
Das Verrückte daran ist, dass ich den Ball auf der Range jetzt wirklich besser treffe. Vor allem die Eisen fliegen da hervorragend. Und mein Gefühl für das kurze Spiel kommt auch langsam wieder. Vor allem mit dem Sandwedge gelingen mir wunderschöne Chips. Aber das nutzt einem ja alles nichts, wenn man schon acht Schläge braucht, um auch nur in die Nähe des Grüns zu kommen.
Als ich meinem Frust in meiner Email an Peter Finch Luft machte, war seine Antwort sinngemäß: nicht verzweifeln, weiterüben. Nur, selbst das ist um diese Jahreszeit ja leichter gesagt als getan. Das Zeitfenster, das ich auf dem Golfplatz verbringen kann, schrumpft wetter- und tageslichtbedingt von Woche zu Woche weiter zusammen. Es mangelt mir nicht an Motivation, wirklich nicht (dem aufmerksamen Lese dieses Blogs dürfte inzwischen klar sein, dass ich zur Zeit ziemlich golfbesessen bin), es mangelt einzig an Gelegenheit. Und das, obwohl die kalte und dunkle Jahrszeit doch gerade erst anfängt.
Aus lauter Verzweiflung habe ich mir jetzt eine Puttingmatte gekauft. Und übe jetzt jeden Abend zu Hause verbissen mindestens 100 Putts aus ungefähr 2,70 m Entfernung. Dabei kommt mein neuer (also, neu gebraucht gekauft natürlich) Slotline Putter zum Einsatz. Der ist total klasse. So gut, dass ich beschlossen habe, den jetzt auch auf dem Platz zu benutzen und meinen Komperdell Malletputer erstmal weg zu stellen. Muss ich den Putter eben jedes Wochenende hin und her tragen.
Dieses Üben zu Hause gefällt mir. Wenn ich irgendwie die Möglichkeit hätte, würde ich mir da auch einen preisgünstigen Golfsimulator hinstellen. Aber Ausholen mit dem Driver, das gibt mein Wohnzimmer einfach nicht her, ohne dass ich dabei den falschen Jugendstilkamin oder den Halogensternenhimmel demoliere.
Ansonsten ist es wieder mal November, also NaNoWriMo-Zeit. Und natürlich versuche ich auch dieses Jahr wieder, einen Roman in einem Monat zu schreiben. Worum es in diesem Jahr in meinem Roman geht? Na, um Golf natürlich 🙂
Also, ich schreibe ja, erfolglos aber relativ regelmäßig. Zum Beispiel immer im November. Auch dieses Jahr habe ich mir 50.000 Wörter aus dem Kreuz geleiert für einen Roman, den die Welt wahrscheinlich doch nicht braucht. (Es gibt ja Leute, die behaupten, man würde durch’s mehr Schreiben immer besser … ich weiß nicht, ich habe das Gefühl, immer schlechter zu werden … aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass mein Crap-Detector gerade eine steilere Lernkurve aufweist als meine Fähigkeit, gut zu schreiben.) Und jedes Mal, wenn ich ein Projekt anfange, stelle ich mir die Frage: ist es jetzt sinnvoll, eines dieser tollen Programme zu benutzen, die es mittlerweile für Autoren so gibt, oder lenkt mich das mehr ab, als es nutzt. Und je nach Lust und Laune komme ich zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Vor ca. 2 Jahren habe ich mir endlich die Vollversion von Papyrus Autor geleistet, ein Programm, mit dem ich schon länger geliebäugelt hatte, für das es aber keine native Linux-Version gibt. Ich muss also die Windowsversion mit Hilfe des Windowsemulators benutzen. Die läuft zwar recht ordentlich, aber ein paar kleine Tücken gibt es, vor allem beim Fensterwechsel, immer noch und insgesamt sehen die Menüs und so einfach nicht wirklich schön aus. Das ist das eine. Zum anderen bietet Papyrus Autor einen so großen Funktionsumfang, dass ich viel Zeit mit mehr oder weniger sinnvollen Spielereien verbringe (z.B. ein passendes Bild für jede meiner Figuren suchen, ihnen allen ein konkretes Geburtsdatum zu geben etc.). Natürlich muss man das nicht so machen. Man kann die Figurendatenbank ja auch einfach ignorieren. Aber das ist so ähnlich wie mit Reinhold Messner und dem Berg … wenn die Datenbank nunmal da ist, muss man sie auch besteigen … äh … benutzen.
Ähnlich ging es mir mit yWriter, das ich eine Zeit lang für meinen GorTara Fantasyzyklus benutzt habe. Zu viel Drumherum, zu wenig echte Textarbeit.
Am leichtesten fällt es mir gewöhnlich, einfach in einem simplen Textdokument zu schreiben. Kurze Texte, Notizen etc. schreibe ich (wie jetzt übrigens auch gerade den Entwurf für diesen Blogeintrag) einfach in gedit, dem Standard-Texteditor von ubuntu. Da gibt es keinerlei Formatierungsmöglichkeiten, ist eben ein Editor, keine Textverarbeitung. Das geht, wenn es wirklich nur auf den Inhalt ankommt und wenn der Text nicht zu lang wird, sonst wird es ohne Navigationshilfen, Seitenzahlen etc. schnell unübersichtlich.
Das Standard-Textverarbeitungsprogramm auf ubuntu ist LibreOffice, der Nachfolger von OpenOffice. Mit dem bin ich ehrlich gesagt nie so richtig warm geworden, auch wenn ich finde, dass es für eine freie Software ein unglaublich tolles und ausgereiftes Programm ist. Für das Schreiben von fiktionalen Texten ist es mir irgendwie zu nüchtern. Zu viel Büro, zu wenig leeres Buch. Da habe ich jetzt dieses Jahr für NaNoWriMo erstmalig FocusWriter benutzt. Im Prinzip ist das ein Mittelding zwischen einem reinen Texteditor und einer Textverarbeitung. Der Funktionsumfang ist sehr klein, beschränkt sich aber auf das, was man, vor allem für die Schnellschreiberei beim NaNo, also wenn man möglichst ohne Ablenkung gegen die Uhr eine Rohfassung rauskloppt, gerade braucht. Man kann z.B. ein Tagesziel definieren und dann mit einer kurzen Bewegung der Maus auf die Statusbar sofort sehen, wie weit man von diesem noch entfernt ist. Außerdem kann man ein Hintergrundbild hinter den Text legen. Das ist natürlich Spielerei, aber mir hilft das total, wenn ich z.B. die Bilder meiner Protagonisten oder eines Schauplatzes immer vor Augen habe. Ich bin ein visueller Mensch. Wenn ich die Leute vor mir sehe, höre ich sie auch sprechen, wenn ich den Schauplatz sehen kann, spüre ich auch den Wind auf der Haut oder höre das Rauschen der Blätter. Allerdings habe ich den Verdacht, dass der FocusWriter im Vollbildmodus manchmal mein Desktop einfrieren lässt. Zumindest ist mir das im Laufe des November ein paarmal passiert (ohne, dass ich FocusWriter eindeutig als den Schuldigen überführen konnte, aber war mir vorher so noch nie passiert).
Es gibt aber auch Texte, die sehr viel Formatierung verlangen. Drehbücher z.B. oder das Musical-Libretto zum Kurier des Zaren, das ich vor ein paar Jahren geschrieben habe. Wenn man sich da nicht unglaublich viel Mehrarbeit machen will, braucht man da schon eine Software, die einen unterstützt. Bisher habe ich für solche „dramatischen“ Projekte (Hörspiel, Drehbuch, Theaterstück etc.) meistens Celtx benutzt. Das war kostenlos, lief ohne große Installation auch unter Linux und war recht einfach zu bedienen. Inzwischen verändert Celtx sich immer mehr zu einem kostenpflichtigen Online-Schreibtool. Die Grundvariante gibt es zwar noch, aber sie wird immer mehr zu einem vernachlässigten Stiefkind. Kann ich verstehen, die Entwickler wollen ja von was leben, aber trotzdem habe ich das zum Anlass genommen, nach etwas Neuem zu suchen, weil ich beschlossen habe, mich mit meiner Schreiberei jetzt mal an einem Fernsehdrehbuch auszuprobieren. Zum einen bin ich ja ein bekennender Serienjunkie und liebe gute Fernsehserien, zum anderen sind meine Stärken im Schreiben (soweit ich das Beurteilen kann) vor allem peppige, echt wirkende Dialoge und handlungsgetriebene Geschichten, während mir lange Beschreibungen und Innenansichten von Personen weniger liegen. Mit anderen Worten: ich schreibe eigentlich jetzt schon meistens so, als würde ich durch eine Kamera auf das Geschehen gucken. Also kann ich das ja auch ausnutzen.
Jetzt ist die Einstiegshürde, ein Drehbuch zu schreiben, allerdings viel höher als bei einem Roman. Wie ein Roman aussieht, weiß man ja (also, vorrausgesetzt, man hat viele davon gelesen … ich habe im Laufe meines Lebens ziemlich viele davon gelesen). Bei einer Fernsehserie sieht man aber als Außenstehender nur das Endprodukt. Und das ist vom Drehbuch schon wieder ziemlich weit entfernt. Da haben etliche Menschen mit dran herumentwickelt. Also selbst, wenn man tatsächlich ein Drehbuch zum Download findet (es gibt Fans, die machen sich die Mühe und schreiben das Wort für Wort ab), dann hat das wahrscheinlich nur noch wenig mit dem zu tun, was der Autor ursprünglich mal abgeliefert hat. Und das, was der Autor ursprünglich als Drehbuch in „Endfassung“ abgeliefert hat, hat nur noch wenig mit dem zu tun, was er ursprünglich mal als Idee entwickelt hat (weil die Flugsauerier zu teuer waren und der Regisseur unbedingt noch eine Hauptrolle für seine Nichte integriert haben wollte oder so). Man blickt da als Laie einfach nicht durch. Ich habe mir deswegen gleich einen ganzen Sack voll Bücher über’s Drehbuchschreiben gekauft (war immer noch billiger als diese ominösen Schreibkurse an irgendwelchen Privatschulen) und angefangen, zu lesen. Und je mehr ich lese, desto verwirrter werde ich, weil es natürlich, wie bei allen kreativen Prozessen, 1000 Arten gibt, es richtig zu machen und noch einmal geschätzte 10000, um es völlig falsch zu machen. „Drehbuchschreiben für Dummies“ ist somit irgendwie nicht drin.
Und jetzt habe ich, um zum eigentlichen Thema zurück zu kommen, auch noch eine Software gefunden, die die ganze Verwirrung im Funktionsumfang hat: DramaQueen. Gibt es auch in einer Linux-Version (yippieh!) und zum 30 Tage lang kostenlos testen (sowie in einer dauerhaft kostenlosen abgespeckten „free“ Version). Jetzt kann ich also mit Storylines, Plotpoints, Sequenzen, Steps, Szenen, Stadien und Akten hantieren, bis der Bergdoktor kommt. Oder der Rettungsflieger. Oder Börne. Und sitze so verwirrt vor dem Bildschirm wie niemals zuvor und werde meine ersten Ideen vielleicht doch lieber wieder mit gedit festhalten. Manchmal wünsche ich mir meine Schreibmaschine zurück.
Ich sollte häufiger in mein Blog schreiben. Seit dem letzten Eintrag ist so viel passiert, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Eigentlich hatte meine Chefin mir für den Winter gekündigt, weil ja hier außerhalb der Saison echt nicht viel los ist. Nachdem ich mich dann halbwegs motiviert auf den doch recht flauen ostfriesischen Arbeitsmarkt geworfen habe, hat sie mich dann doch wieder eingestellt. Ich werde also auch den Winter über halbwegs regelmäßig mit dem Fahrrad nach Neuharlingersiel radeln. Langsam kriege ich aber das Gefühl, dass wir so ziemlich der einzige Laden im Ort sein werden, der auf hat. Die Imbissbuden haben größtenteils schon geschlossen oder schließen am kommenden Wochenende (Ferienende in NRW). Sogar einige der Hotels schließen den Winter über komplett. Die Läden haben alle Ausverkauf und reduziert bis zum geht-nicht-mehr. Die Strandkörbe stehen auch nicht mehr am Strand und Hafen. Nächste Woche klappen die da die Bürgersteige hoch, glaub ich. Nur ich kämpfe mich regelmäßig durch Wind und Wetter zur Nordsee.
Aber … und damit kommen wir zur eigentlichen Sensation dieses Postings … ich brauche mich gar nicht mit dem Fahrrad hinzukämpfen, wenn ich nicht will. Die Chefin hat mir nämlich leihweise einen Firmenwagen zur Verfügung gestellt. Einen kleinen Citroen C3, sieht ein bisschen aus wie ein VW-Käfer ohne Kotflügel. Probegefahren bin ich ihn auch schon. Ein wenig nervös war ich ja schon, schließlich war ich über vier Jahre kein Auto gefahren (es sei denn, man zählt ein paar kurze Strecken mit dem Pick-Up von Farm zu Feld in Kanada dazu … aber auch das ist schon drei Jahre her). Aber irgendwie ist es doch wie Fahrradfahren … man verlernt es nicht. Ich bin jedenfalls gefahren, als hätte ich nie etwas anderes getan. Außerdem kann ich eine coole Sau sein, wenn ich will. Ich glaube, der Vater meiner Chefin, der mitgefahren ist, hat nicht einmal gemerkt, wie nervös ich war. Jedenfalls war der ein erstaunlich entspannter Beifahrer. Bisher habe ich das Auto noch nicht benutzt. Das Wetter war ziemlich schön und ich habe den festen Vorsatz, es wirklich nur zu benutzen, wenn mit dem Fahrrad kein Durchkommen ist.
Ebenfalls meiner Chefin haben wir unsere neue Küche zu verdanken. Die steht bisher noch in unserer Garage (das Garagelier haben wir inzwischen auch in Winterpause geschickt, die Bilder und Möbel im Haus in Sicherheit gebracht, nachdem sich die Schubladen an einer Kommode vor Feuchtigkeit schon nicht mehr öffnen ließen). Die Küche ist Eiche rustikal, nicht unbedingt was, was man sich heute noch kaufen würde, aber erfreulich massiv und stabil. Wir wollen die jetzt weiß lackieren und dann Ende des Monats einbauen. Vielleicht kriegen wir sogar eine Geschirrspülmaschine dazu. Das könnte sehr zur Bekämpfung des Küchenchaoses, das bei uns eigentlich immer herrscht, beitragen.
Was ist sonst noch? Ach ja … es ist November, das heißt, es ist wieder NaNoWriMo. Ich versuche mich dieses Jahr an einem historischen Jugendroman über den Wappenbären von Esens. Einen Trailer hab ich auch wieder gebastelt.
Wie immer führt NaNoWriMo dazu, dass ich vor lauter Prokrastinieren Dinge geregelt kriege, zu denen ich mich sonst nie aufraffe. Heute habe ich zum Beispiel die beiden Lampen im Flur aufgehängt, die schon seit einem halben Jahr bei uns rum liegen. Und danach war ich sogar joggen! Das erste Mal dieses Jahr. (Kluge Idee, mit dem Joggen Anfang November anzufangen). Offenbar sorgt meine Radfahrerei aber doch für eine gewisse Grundfitness, jedenfalls konnte ich eine halbe Stunde durchlaufen ohne Pausen oder Seitenstechen. Damit war ich durchaus zufrieden.
Die Jungs (also, so nennen wir unsere drei Katerchen) werden immer größer. Vor allem Lancaster sieht jeden Tag mehr aus wie Garfield. Er ist der sanftmütige Riese im Team. Merlin ist der aufdringlichste, ein echter Kampfschmuser und sogar Fitzwilliam ist inzwischen in den Stimmbruch gekommen und schnurrt jetzt wie ein echter Mann und nicht mehr wie ein verschrecktes Heimchen. Vor kurzem passte er allerdings noch in den Mandarinenkorb auf dem Wohnzimmertisch. Seitdem ist er aber nochmal ein ganzes Stück gewachsen.
Oh, und die drei haben eine neue Leidenschaft: Hühnerherzen. Die gibt es nämlich hier auf dem Wochenmarkt und ich habe ihnen neulich welche mitgebracht. Da ist dann aber wirklich Raubtierfütterung angesagt. Ich wusste echt nicht, dass Katzen so laut knurren können. Da muss man als Mensch echt aufpassen, dass man nicht aus Versehen zwischen einen Kater und sein Hühnerherz gerät. Außerdem bewacht jetzt immer mindestens einer von den dreien die Kühlschranktür, damit sie ja nichts verpassen.
Gestern war ich auf eine Halloween-Party eingeladen. Da ich kein wirklich gruseliges Kostüm hatte, hab ich mich einfach in so ein entfernt Dirndl-artiges Marktfrauen-Outfit geworfen … langer Rock, weißes Schnürhemd und eben so ein Dirndl-Korsagenoberteil, dazu ein weißes Kopftuch und einen großen Korb statt Handtasche. Sah schon ziemlich urig aus, geradezu wie vom Buchcover eines historischen Romans oder so. Früher hab ich sowas ja öfter getragen, bei irgendwelchen Live-Rollenspielen oder auf Mittelaltermärkten oder einfach bei Clanstreffen, aber damit hab ich ja inzwischen nicht mehr so viel zu tun. Aber es hat großen Spaß gemacht, in diesem Outfit mit Bus und Bahn nach Ascheberg zu fahren. Erst habe ich den jungen schwarzen Busfahrer total verwirrt. Der war so beeindruckt von meiner Aufmachung, dass er dreimal nachfragen musste, wo ich jetzt eigentlich hin will. Irgendwie passten „historisches Kostüm“ und „Ascheberg“ so gar nicht gleichzeitig in sein Hirn.
Am Bahnhof hatte ich eine halbe Stunde Aufenthalt, den ich, wie eigentlich immer, größtenteils in der Bahnhofsbuchhandlung verbracht habe. Da waren die Leute größtenteils damit beschäftigt, so auszusehen, als würden sie mich jetzt gerade nicht neugierig anstarren. Sind halt Westfalen. Neugierig gucken ist ähnlich unschicklich wie lautes Lachen in der Öffentlichkeit und wird deswegen nur bei absoluter Dunkelheit und im Keller veranstaltet. Das witzigste Erlebnis hatte ich dann aber im Zug. Da saß auf den Plätzen neben mir ein etwa dreijähriges Mädchen mit Mutter und Großeltern. Während die Erwachsenen also wieder mit nicht gucken beschäftigt waren, sagte das Mädel dann laut und nicht zu überhören: „Guck mal Mami, da sitzt eine Frau“. Ich hab mich köstlich amüsiert.
Ansonsten … et is ewidder so wick … es ist November und somit NaNoWriMo-Zeit. Und so habe ich mir heute mühsam das erste Kapitel zu „Die Nördels im Neubau“ aus den Fingern gesogen. Mein Tagessoll von 1667 Wörtern habe ich um 54 Wörter verfehlt, aber ich finde es so schwierig, über das Ende eines Kapitels hinweg dann noch weiter zu schreiben. Die Nördels sind jedenfalls eine Geisterfamilie, die in einem verfallenen und verlassenen alten Bauernhaus wohnt, das ihnen über dem Kopf zusammen zu fallen droht. Daraufhin beschließen sie umzuziehen. Und weil sie finden, dass auch Geister einen Anspruch auf die Annehmlichkeiten des modernen Lebens haben, entscheiden sie sich, in einen Neubau zu ziehen. Allerdings müssen sie feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, die menschlichen Bewohner in Angst und Schrecken zu versetzen. Denn schließlich spukt es ja in Neubauten nicht.
Daraus, dass ich jetzt für mich ungewöhnlich lange nichts in mein Blog geschrieben habe, könnte man schließen, dass mein Leben gerade langweilig in gewohnten Bahnen verläuft. Tut es irgendwie auch. Allerdings nur äußerlich. Innerlich scharre ich schon wieder unruhig mit den Füßen. Vor ein paar Wochen habe ich angefangen, auf irgendwelchen Selbstversorger-Foren herum zu surfen. Hat einen ähnlichen Effekt wie Globetrotter-Foren … plötzlich merkt man, dass es da draußen noch eine Menge anderer Leute gibt, die ähnliche Träume und Vorstellungen haben, wie man selbst.
Wir wissen ja nun seit einiger Zeit, dass die Tage der Fabrik wahrscheinlich gezählt sind. Oder zumindest, dass eine gr0ße Veränderung ansteht, weil die Stadt das Haus verkaufen will. Während einige meiner Mitbewohner, vor allem die, die schon sehr lange hier wohnen, ernsthaft mit dem Gedanken spielen, den Kasten zu kaufen, merke ich, dass ich schon begonnen habe, mich gedanklich von der Fabrik zu verabschieden. Das Haus macht es mir gerade aber auch besonders einfach. Heute Nacht sind, wahrscheinlich gelöst durch den Dauerregen der letzten Tage, einige Steine aus der Frontfassade gefallen. Dass die Fassade arbeitet, habe ich schon länger gemerkt. Die Setzrisse in meinem Zimmer werden immer größer und ein paar Mal habe ich nachts ein lautes Knacken in der Wand gehört (beunruhigendes Geräusch, wenn man direkt mit dem Kopf an der Außenwand schläft). Die Stadt verzögert sämtliche Reparaturarbeiten … allzu lange wird es nicht mehr dauern bis wir die Heizung wieder anmachen müssen und der Schornstein ist immer noch nicht repariert.
Jetzt habe ich über das Internet eine Frau kennengelernt, die ähnliche Vorstellungen vom Leben auf dem Land hat wie ich. Auch sonst passen wir offenbar ganz gut zusammen, falls man von Wortquote pro Minute auf irgendwas schließen kann. Ein Schnellfeuergewehr ist nichts dagegen. Geld haben wir beide eher nicht, fahren auch beide kein Auto, sie hat nicht einmal einen Führerschein. Das erschwert die Objektsuche etwas. Unsere Vorstellungen sind auch schon sehr speziell … Alleinlage im Außenbereich, aber mit gutem Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr und erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten (wobei „erreichbar“ sowas heißt wie innerhalb eines 5 km Radius, also in Fahrrad-Entfernung), viel Platz für ein Atelier (Elisa ist Künstlerin), Hofcafé, Hühner, einen großen Garten und eventuell (das wäre ja mein Traum) Ziegen und/oder Esel. Weil das zu zweit schlecht finanzierbar ist, wären wir auch gerne bereit, uns mit noch weiteren Leuten zusammen zu tun.
Dummerweise scheinen die meisten alten Häuser im Münsterland in Schicki-Micki-Villen für den exzentrischen Pferdebesitzer umgebaut worden zu sein … mit 80 qm Wohnzimmer, 3 Bädern im Haus (bei nur zwei Schlafzimmern …) mit Whirlpool, Sauna und ein Gärtner kommt einmal die Woche und mäht 4000 qm Rasen. Und das ganze dann für ein paar tausend Euronen Miete im Monat. Wir hatten da eher an ein verfallenes Bauernhaus zum selber renovieren gedacht … so nach dem Motto „wir waren da nicht mehr drin seit die Omma gestorben ist, aber der alte Schweinestall müsste noch da sein …“
Montag habe ich einen Besichtigungstermin für ein entzückendes Fachwerkhäuschen bei Lengerich. Ein richtiges Hexenhäuschen, am Fuß des Teutoburger Waldes, den ich ja doch sehr schätze. Man wäre zu Fuß in 10 Minuten am Bahnhof und in einer knappen Stunde oben auf dem Berg. Ich träume schon die ganze Zeit vor mich hin.
Eigentlich wäre ich die letzten beiden Wochen in Urlaub gewesen. Da ich aber innerlich so unruhig war, hab ich mir einfach zwei Wochen Auszeit genommen und bin zu Hause geblieben. Von den unendlich vielen Dingen, die ich mir für die Zeit so vorgenommen hatte, hab ich zwar wenig geschafft, aber dafür bin ich jetzt wirklich ausgeruht. Und das Wetter war ja nun auch wirklich eher danach, sich in den eigenen vier Wänden zu verkriechen. Geschrieben habe ich auch weniger, als ich wollte. Mein Alphasmart hat meine zwei neuesten Kapitel von Gor Tara 2 gefressen. Das hat mich so frustriert, dass ich mich da nicht aufrappeln konnte, weiter zu schreiben. Ich hasse es, etwas nochmal neu zu schreiben. Da habe ich die ganze Zeit das Gefühl, dass es nicht so gut ist, wie das Original. Dafür hab ich mir dann gestern mal die ersten 50 Seiten von „Lindas Visionen“ ausgedruckt, die ich letzten November während des NaNoWriMo geschrieben habe. Und dabei wieder mal festgestellt, dass das Schnellschreiben beim Nano die Qualität meiner Texte eher verbessert. Ist immer komisch, sowas über die eigenen Texte zu sagen, aber ich fands richtig gut. Flüssig zu lesen und ein paar Mal habe ich echt laut über meine eigenen Dialoge gelacht. Vielleicht lohnt es sich doch, die Geschichte weiter zu schreiben.
Das wird nix mit dem NaNoWriMo dieses Jahr. Ich weiß nicht, ob das an der Geschichte liegt, aber ich glaub nicht, die gefällt mir nach wie vor ganz gut. Eigentlich hat es ja auch ganz vielversprechend angefangen, aber ich bin überhaupt nicht motiviert, weiter zu schreiben. Und dann sitze ich den ganzen Tag wie gelähmt rum, weil ichja eigentlich schreiben müsste, aber mich nicht aufraffen kann und kriege dann auch nichts anderes auf die Kette, sondern gucke eine Folge X-Files nach der anderen. Ja, richtig, Akte X … Mulder und Scully … wir erinnern uns? Aliens, Verschwörungstheorien und eines der besten Paare der Fernsehgeschichte. Macht richtig Spaß, das nochmal zu gucken.
Zur Zeit besuche ich ein Einsteigerseminar für Bioladen-Verkäufer. Das heißt, dass ich jeden Tag mit Bus und Bahn nach Coesfeld fahren muss und dann da mit dem Rad vom Bahnhof zu der Firma, wo das Seminar stattfindet. Dadurch muss ich morgens um halb sechs aufstehen und bin abends erst zwischen sieben und acht zu Hause, je nachdem, welchen Zug ich zurück kriege. Da bleibt dann wenig Energie für anderes. Da ich aber mit meinem NaNo-Roman weiterkommen will, schreibe ich jetzt immer im Zug. Das klappt auch ganz gut. Sobald der Zug losfährt, klappe ich mein Netbook auf, stecke mir Kopfhörer-Stöpsel in die Ohren und tippe los.
Heute habe ich allerdings eine Sex-Szene geschrieben. Noch dazu eine ziemlich vertrackte, weil die Protagonistin zwar sehr errregt ist, beim Sex aber nicht an ihren Verlobten, sondern an jemand anderes denkt und ihr Verlobter auch nur körperlich anwesend ist, weil er nämlich heimlich schwul ist und gedanklich gerade bei dem smarten Makler, der ihnen eigentlich ein Haus vermitteln soll. Die sind also beide gerade scharf wie Nachbars Lumpi, aber nicht aufeinander, haben beide ein schlechtes Gewissen, weil sie den anderen gerade eigentlich nur zur körperlichen Befriedigung benutzen und sind beide zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um zu merken, dass es dem anderen genauso geht. Und trotzdem oder gerade deswegen ist der Sex ein ziemlicher Knaller, wenn auch schnell vorbei.
Und diesen dramatisch-erotischen Cocktail habe ich dann heute im 17 Uhr Zug von Coesfeld nach Münster geschrieben. Dumm nur, dass man so einen Zug ja nicht für sich alleine hat und dass es andererseits (zumindest für mich) nicht möglich ist, sich von so einer Szene nicht mitreißen zu lassen. Keine Ahnung, ob sich mein gegenüber gewundert hat, warum ich mir beim Schreiben jetzt ständig über die Lippen lecke. Auf jeden Fall fand ich es einen ziemlich öffentlichen Platz für eine so intime Szene, weil Schreiben eben immer auch ein bisschen so ist, als wäre man gerade selbst dabei. Mehr als ein bisschen, ehrlich gesagt.
Die Wortzahl heute blieb dann auch etwas hinter der der letzten Tage zurück, weil ich nach der Szene erstmal wieder runterkommen musste. Und das Telefongespräch mit der besten Freundin am Tag danach schreibt man eben besser auch erst am Tag danach.
Jetzt Abendessen, dann Bett, weil morgen früh wieder Wecker.
… na ja, eigentlich nur von Bienchen. Ich kann mit Bienen sprechen. Echt. Also, ich meine, natürlich kann ich auch mit Pferden, Gewürzgurken und meinem Computer sprechen, aber von denen kriege ich so wenig Rückmeldung. Ich spreche ja generell mit allen Tieren und mit jeder Menge anderer Dinge auch, am meisten mit mir selbst. Aber die Bienen, die ich jetzt meine, waren schon etwas besonderes. Die erste flog im Laden herum und hatte sich da in einer der Neonlampen unter der Decke verfangen, flog ziemlich stumpf immer gegen diese Metalllamellen da drin. Die tat mir so leid, also habe ich zu ihr gesagt, sie solle das doch lassen und lieber herunterkommen, ich würde ihr auch die Tür aufmachen, damit sie rausfliegen kann. Und die kam tatsächlich. Nicht nur, dass die aus der Lampe rausgeflogen ist, sondern die kam wirklich auf mich und meine Stimme zugeflogen und stand dann einen Moment vor meinem Gesicht in der Luft als wollte sie sagen „Ja, was ist jetzt, machst du mir die Tür jetzt auf?“ Blöderweise kam genau in dem Moment eine Kundin rein und die Biene ist dann doch erstmal nicht rausgeflogen, sondern hat sich noch eine ganze Weile im Laden herumgetrieben. Sie ist noch zweimal in die Lampe geraten, aber wenn ich sie angesprochen habe immer sofort wieder rausgekommen.
Die andere Biene hatte sich neulich in unser Badezimmer verirrt. Zumindest denke ich, dass sie sich verirrt hatte. Vielleicht wollte sie ja auch duschen. Die flog von innen gegen die Scheibe und als ich das Fenster aufmachen wollte, sauste sie erstmal davon in den hinteren Teil des Raumes. Aber als ich sie angesprochen und ihr erklärt habe, dass ich ihr nur das Fenster aufmachen will, hat sie sofort umgedreht und ist dann auch schnurstraks nach draußen geflogen.
Ja, ich weiß, dass sie wahrscheinlich nur den Lufthauch von dem offenen Fenster gespürt hat und darum umgedreht ist. Und wahrscheinlich war es Zufall, dass die andere Biene genau in dem Moment aus der Lampe gekommen ist, wo ich mit ihr geredet habe. Aber ich hatte trotzdem in beiden Fällen das Gefühl, hier findet gerade eine echte Kommunikation statt. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich neulich „A Language Older than Words“ von Derrick Jensen gelesen habe. Derrick Jensen, regelmäßige Leser meines Blog erinnern sich, ist der Typ, der zum Sprengen von Dämmen und anderem gewalttätigem Öko-Aktionismus aufruft, weil er sagt, die, die zur Zeit die Macht haben, zerstören die Welt und sie werden diese Macht nicht freiwillig abgeben oder ihr Verhalten ändern. Er ist sehr radikal in seinen Ansichten, kann die aber in der Regel ganz gut begründen. Mich wundert nur immer, dass er nicht längst wegen Aufrufs zum Terrorismus verhaftet wurde.
Egal, in „A Language Older than Words“ jedenfalls schreibt er darüber, wie er irgendwann einige Kojoten gebeten hat, doch endlich seine Hühner in Frieden zu lassen und die daraufhin auch wirklich zunächst keine mehr gerissen haben. Und wie sehr die bloße Idee, diese Kojoten könnten ihn verstanden haben, seine Sicht auf die Welt geändert hat. In diesen Kontext passten meine Gespräche mit den Bienen ganz gut rein.
Was gibt’s sonst?
NaNoWriMo hat angefangen. Ich sollte also gar nicht hier schreiben, sondern da. Gestern nacht habe ich schon die ersten 1400 Wörter von „Lindas Visionen“ geschrieben. Wie immer fühlt es sich etwas naiv an, einfach so drauflos zu schreiben, ich muss wirklich meinen inneren Lektor aktiv zur Seite schieben, wenn der mit Kommentaren wie „Klischee!“, „wie unglaubwürdig“ oder „show don’t tell“ dazwischenfunken will. Ist mir egal, wenn sich das ganze beim Schreiben anfühlt wie der unbeholfene Schreibversuch eines pubertierenden Teenagers. Eigentlich sollte mich die Erfahrung der letzten Jahre ja gelehrt haben, dass es sich später doch ganz passabel liest.
Die ganze nächste Woche fahre ich jeden Tag zu einer Fortbildung nach Coesfeld, zu Weiling, den Großhändler, der die Schoppe beliefert. Wird bestimmt ganz interessant, ich stelle schon immer wieder fest, dass wir im Laden jede Menge Produkte haben, zu denen ich unseren Kunden rein gar nichts erzählen kann, wenn die nachfragen. Wein zum Beispiel, aber auch die komplette Kosmetik. Das sind für mich Bücher mit sieben Siegeln. Da mag ich gerne mehr zu lernen. Das Dumme ist nur, dass ich zwar die Kursgebühr und die Fahrtkosten erstattet kriege, aber eben die Zeit nicht. Das heißt, ich verdiene die ganze Woche nichts. Mein Arbeitsvertrag läuft auch noch nicht, wie eigentlich besprochen ab Oktober, sondern erst ab November und zu bisher noch ungeklärten Konditionen. So ist zum Beispiel noch nicht klar, ob ich sowas wie bezahlten Urlaub kriege. Ich kann nicht umhin, mich da jetzt gerade ein bisschen hingehalten und ausgebeutet zu fühlen. Ein Monat ohne Arbeitsvertrag heißt für mich ein Monat, in dem ich die Krankenkasse voll aus eigener Tasche zahlen muss, zum Beispiel. Kann ich mir eigentlich gar nicht leisten. Am meisten stört mich aber, dass sich das jetzt so lange hinzieht. Ich hätte das einfach gerne unter Dach und Fach, dann kann ich mich nämlich auch darum kümmern, ob ich Wohngeld kriegen kann oder sowas.
Die Band, wo ich letzten Montag vorgesungen habe, kommt auch nicht recht in die Pötte, ob die mich nun haben wollen oder nicht.. Ich habe eigentlich ein gutes Gefühl, trotz Erkältung hat das ganz gut geklappt und die Leute sind nett und die Musik, die die so covern gefällt mir. Ist halt nur ein weiterer Punkt wo ich gerade nix weiß, wie das weitergeht.
Und von den Verlage, an die ich mein Kinderbuchmanuskript geschickt habe, habe ich natürlich auch noch nichts gehört. Auch da würde ich mich inzwischen ja sogar über eine Ablehnung freuen, damit ich einfach weiß, was Sache ist. Dann könnte ich schonmal die nächsten Verlage raussuchen. Die Agentur habe ich auch nochmal angemailt, aber da herrscht ebenfalls Funkstille.
Mann! Niemand redet mit mir. Da ist es doch kein Wunder, dass ich mich freue, wenn mir wenigstens die Bienen zuhören.