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Ich wohne ja seit einigen Jahren wieder in genau der Stadt und sogar genau dem Stadtteil, in dem ich meine Kindheit verbracht habe. Ein Teil meines früheren Schulweges ist jetzt Teil meines (Fahrrad-)Arbeitsweges. Und erschreckenderweise sieht der noch genauso aus, wie vor 40 Jahren. Mit einem Unterschied. Der katastrophale viel zu schmale, von Baumwurzeln durchzogene, vom Bürgersteig mit so einem Fahrradkiller-Minibordstein abgetrennte Fahrradweg wurde gottseidank aufgegeben. Da parken jetzt Autos drauf. Also, halb auf dem ehemaligen Radweg und halb auf dem Bürgersteig, natürlich, weil ja der Radweg viel zu schmal war.

Auch heute noch ist die Straße Teil des Schulweges für viele Kinder, weil sie direkt auf ein Schulzentrum aus Hauptschule und Gesamtschule und eine danebenliegende Grundschule zuläuft. Außerdem fahren da viele Busse lang. Auf der einen Seite der Straße liegt der örtliche Friedhof, auf der anderen ein Seniorenheim, daneben die Pfarrkirche. Alles Einrichtungen, die für viel Fußgänger-Verkehr sorgen. Die Fußgänger können allerdings auf einen hübschen kleinen Park ausweichen, müssen also nicht unbedingt an der Straße entlang.

Was hat die Stadt also gemacht, als der alte Fahrradweg wirklich nicht mehr verantwortbar war? Richtig. Einen Fahrrad“schutz“streifen auf die Straße gemalt. Also so eine gestrichelte Linie. Ich habe jetzt nicht nachgemessen, aber ich denke nicht, dass der (vom Bordstein und den aufschenkenden Autotüren aus gemessen) breiter als 1 m ist. Außerdem ist auf dem Teilstück vor dem Altenheim eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h eingeführt worden und es gibt einen Zebrastreifen vom Altenheim zum Friedhof. Aber baulich hat sich da nichts geändert. Ein paar Striche auf der Straße und ein Schild. Bordsteine und Bürgersteige sind genauso geblieben, wie sie waren. Dabei hätte die Straße durch den angrenzenden Park so viel Potential. Ich verstehe ja, dass man wegen der Busse da keine Blumenkäste auf die Straße stellen will oder so. Aber ein Berliner Kissen am Zebrastreifen und zumindest eine optische Verengung wären da schon nett. Das 30 Schild wird nämlich gerne übersehen.

Aber ich wollte ja über den Fahrrad“schutz“streifen reden. Der ist nämlich für Mönchengladbach sehr typisch. Und ich finde, den sollte man sich besser sparen und stattdessen Halteverbotsschilder aufstellen. Oder, natürlich noch besser, einen richtigen Radweg bauen. Verkehrsrechtlich ist die einzige Auswirkung, die der Streifen hat, nämlich, dass Autos auf ihm nicht anhalten dürfen. Das wissen viele Autofahrer aber gar nicht, bzw. falls sie es wissen, ignorieren die es kurzerhand. Halteverbotsschild haben die alle noch in der Fahrschule gelernt. Fahrradstreifen ist neumodisches Zeug, das sagt den meisten wenig.

Interpretiert wird der Streifen dagegen dann von vielen Autofahrern als „so viel (bzw. so wenig) Platz muss ich dem Radfahrer beim Überholen lassen“. Die fahren stumpf mit dem rechten Reifen an oder gar auf der gestrichelten Linie an Fahrradfahrern vorbei. So nach dem Motto: das ist deine Fahrbahn, dies ist meine Fahrbahn. Also, nicht alle. Es gibt gottseidank auch Autofahrer, die trotzdem normal und mit dem gebotenen Sicherheitsabstand überholen. Es kommt sogar vor, dass Autos tatsächlich mit dem Überholen warten, bis Platz ist. Aber ich habe das Gefühl, dass ich nirgendwo so eng überholt werde, wie auf dem Fahrrad“schutz“streifen. Weil der eben rein optisch das völlig falsche Signal setzt. Statt mich als Radfahrer als Verkehrsteilnehmer ernst zu nehmen und gleichberechtigt zu machen, gesteht er mir zähneknirschend einen viel zu schmalen Teil der Fahrbahn zu, Gnade mir Gott, wenn ich es wage, den eingezeichneten Käfig zu verlassen.

Der einzig positive Effekt, den ich dem Streifen abgewinnen kann, ist, dass er ein ständiger sichtbarer Reminder ist, dass Fahrräder auf unseren Straßen tatsächlich vorkommen können. An Kreuzungen ist dieser spezielle Streifen dann sogar rot hervorgehoben und gibt damit rechtsabbiegenden Autofahrern nochmal ein Signal, dass da ja was war, mit Schulterblick und so. Das finde ich ganz gut.

Insgesamt verschlechtern Fahrrad“schutz“streifen die Situation für Radfahrer jedoch eher, als sie sie verbessern. Aber in der städtischen Statistik machen sie sich natürlich hervorragend. Die Stadt kann mit recht geringem Aufwand gestrichelte Linien auf die Straße malen und dann stolz behaupten: wir haben dieses Jahr x Kilometer neue Radverkehrsanlagen gebaut.

Oh, und als besonderes Bonbon, hier noch kurz die Zufahrt zu diesem Highlight mönchengladbacher Fahrrad-Infrastruktur aus Richtung des Peter Schuhmacher Platzes. Ca. 10 m benutzungspflichtiger „Radweg“. Ja, genau. Man muss da eigentlich rauf, links um den Baum herum … damit der Baum nicht verdurstet wurde hier ein Stück Asphalt entfernt … nur, um dann unmittelbar danach wieder in den fließenden Verkehr einfädeln zu müssen. Unmittelbar vor der Bushaltestelle. Denn da endet der Radweg auch schon wieder (natürlich ohne, dass Autofahrer da irgendwie drüber informiert werden, dass ihnen da jetzt rudelweise radelnde Schulkinder vor die Reifen gekippt werden sollen, lediglich vor überhängenden Bäumen wird gewarnt). Bis vor ein paar Tagen war da zusätzlich noch eine Baustelle, die alles noch enger machte. Aber auch ohne Baustelle ist das mal so richtig Murks.

Ich muss euch was gestehen. Es ist mir ein bisschen peinlich, ehrlich gesagt. Seit einem knappen Monat bin ich nicht mehr autobefreit. Nach mehr als zehn Jahren habe ich mir jetzt doch wieder einen PKW angeschafft, genaugenommen einen Hyundai i10, ein Großer unter den ganz Kleinen, sozusagen. Wie ist es dazu gekommen? Hm, tja … ich glaube, es lag in erster Linie an meinem Urlaub. vom 16. – 26. Juni war ich wieder in Lytham St. Anne’s in England. Und damit ich da ein bisschen flexibler bin, hatte ich mir einen Mietwagen genommen. Einen Smart ForFour. Und der ließ sich so gut fahren und ich hatte so viel Spaß damit, dass ich irgendwie total angefixt aus dem Urlaub zurück gekommen bin. Ist schon was dran an der Sache, dass Autofahren eine Sucht ist. Wobei ich ja auch in den vergangenen Jahren immer mal wieder gefahren bin, mit den Firmenwagen in Esens und an der Mühle zum Beispiel, oder auch mit dem Auto meiner Mutter. Aber so jederzeit, wenn man möchte, einfach ein Auto zur Verfügung zu haben und die Möglichkeit zu haben, doch noch einmal kurz, ohne große Vorplanung und ohne „mein letzter Bus zurück geht um 21 Uhr“ Druck irgendwohin fahren zu können, das hat schon was.

Tja, und wenn so ein Gedanke dann einmal da ist, dann lässt er einen auch nicht mehr los. Zumal in meiner jetzigen Umgebung, sowohl in der Familie als auch im Kollegen- und Bekanntenkreis, eh keiner so richtig verstanden hat, warum ich kein Auto haben wollte. Wobei ich selber natürlich zugeben muss, dass ich das Auto nur aus einem einzigen Grund wirklich gakauft habe. Weil ich jetzt nach der Arbeit noch mal eben zum Golfplatz fahren kann, bevor es dunkel wird.

Das führt jetzt übrigens dazu, dass meine Kollegen mich für noch bekloppter halten als vorher, fürchte ich. Jetzt komme ich nämlich weiterhin mit dem Fahrrad zur Arbeit wenn das Wetter schlecht ist, komme aber häufiger mit dem Auto, wenn die Sonne scheint (weil ich dann ja gleich nach Feierabend zum Schmitzhof weiterdüse … da erst mit dem Fahrrad wieder in die Stadt fahren und zu Hause das Auto holen, würde zu lange dauern). CoT09xmWcAAXrul.jpg large

Also, ich schäme mich wegen der verratenen Ideale, freue mich aber trotzdem jedesmal wie ein Kind, wenn ich in mein neues Auto steige. Das ist nämlich wirklich sehr hübsch und macht großen Spaß zu fahren. Ich habe feste Vorsätze, auch weiter so viel wie möglich das Fahrrad und Öffis zu benutzen, wenn es machbar ist.

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Laut einer Pressemeldung konnte diese Woche erstmals seit 150 Jahren wieder ein Wolf in Baden-Württemberg nachgewiesen werden. Das ist toll. Ich freue mich, dass wir inzwischen wieder Wölfe in Deutschland haben. In einigen Bundesländern ja auch dauerhaft und inzwischen in kleinen Rudeln etabliert. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg gab es letztes Jahr sogar Wolfsnachwuchs.

Weniger schön ist allerdings, woher wir wissen, dass dieser eine Wolf in Baden-Württemberg unterwegs war. Er wurde nämlich auf der Autobahn überfahren und reiht sich somit in die Reihe tierischer Flüchtlings-Geschichten mit traurigem Ausgang. Weitere Beispiele wären: Bruno der Problembär … vom Jäger erschossen. Ein Gänsegeier auf den Ostfriesischen Inseln im letzten Sommer … der ist wohl schlicht an Erschöpfung gestorben. Ähnlich wie der Seelöwe, der letzten Sommer in der mecklenburgischen Seenplatte unterwegs war. Vor zwei Jahren wurde in Ostfriesland übrigens sogar ein Känguru überfahren … ich bezweifle allerdings, dass das den ganzen Weg von Australien aus zu Fuß gekommen ist.

Jedenfalls ist es sehr schade um den Wolf und bestärkt mich in meiner skeptischen Haltung gegenüber dem motorisierten Individualverkehr im Allgemeinen und dem deutschen Autowahn im Besonderen. Ich bleibe also autobefreit. Dafür werde ich mir wohl in den nächsten Tagen ein neues Fahrrad anschaffen müssen. Mein altes hatte ich gestern in die Werkstatt gegeben, weil unter Druck hin und wieder das Pedal slippt. Das Urteil des Mechanikers lautet auf wirtschaftlichen Totalschaden. Seiner Meinung nach braucht das Rad zwei komplett neue Laufräder (weil die Felgen so gut wie durchgebremst sind), neue Schalt- und Bremszüge (halte ich für überflüssig … die alten sind zwar etwas rostig, tun aber das, was ein Zug so tun soll: ziehen), neue Ritzel, neue Bremsen etc. pp. Okay, das Rad ist mindestens 15 Jahre alt und ich habe es wirklich viel gefahren, aber bis auf das slippende Pedal fand ich bis gestern eigentlich, dass es noch ganz gut funktioniert. Andererseits, wenn man sich schon kein Auto leistet und täglich mit dem Fahrrad unterwegs ist, seine Einkäufe darauf transportiert etc., dann darf man sich auch mal ein neues leisten. Die Frage ist nur, was mache ich dann mit dem alten? Platz für ein Zweitfahrrad im Keller habe ich nicht. Aber verschrotten fällt mir nach so vielen Jahren, die es mir treue Dienste geleistet hat, auch schwer. Vielleicht kann ich es ja irgendwo auswildern. Oder vielleicht gibt es in Mönchengladbach irgendeine Selbstmach-Werkstatt oder sowas, die es als Ersatzteillager adoptieren will. Mein neues Fahrrad wird jedenfalls eher in Richtung citybike gehen, irgendwas mit 7- oder 8-Gang Nabe (sollte für den Abteiberg reichen) und großem Gepäckträger. Nicht notwendigerweise cool und sexy, eher bequem und praktisch. Ich werde ja auch nicht jünger.

Eine weitere tierische Pressemeldung berichtete vor einigen Tagen übrigens über einen verwesten Tierkadaver, der in Sibirien angespült wurde. Der Witz an der Sache ist, dass keiner weiß, um was für ein Tier es sich gehandelt hat. Die Beschreibung ist: Sieht aus wie ein Delfin mit Fell. Spekulationen reichen von aufgetautem Mammut bis algenbewachsenem indischem Flußdelfin. Mein eigenes Urteil ist klar: es ist ein Vertreter der Spezies Cucumis villosus acetosus, auch saure Wollhaargurke genannt.

So ein bisschen ist die Proitzer Mühle ja ein großer Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Und zu den Dingen, die man hier ausprobieren kann, gehören auch die vielen Liegeräder, die so im Laufe der Zeit ihren Weg hierher gefunden haben.
Nun bin ich ja mehr so ein Bewegungslegastheniker (obwohl das nicht mehr ganz so schlimm ist wie in meiner Kindheit) und meine Erfahrung mit Liegerädern beschränkte sich im Wesentlichen auf meine Leiba. Und die hatte ja netterweise drei Räder und eine Karosserie und fühlte sich darum sehr sicher an (also, wenn man von der Tatsache absieht, dass bei Regen oder Frost die Sicht gleich null war). Jedenfalls konnte man damit praktisch nicht umkippen. (Ich glaube, ich hab das zwar einmal geschafft, aber da war ich auch wirklich ziemlich schnell unterwegs und traf eine unglückliche Kombination aus Kurve und Bordstein).

Drei Räder sind jedenfalls erstmal einfacher als zwei. Weswegen ich hier an der Mühle auch erstmal am liebsten ein Hase Kettwiesel gefahren habe. Das ist zwar wegen des höheren Gewichts und eben der drei Laufräder auch etwas anstrengender zu fahren als ein Zweirad, kippt aber eben nicht um. (Das Kettwiesel kippt echt nicht um … das legt sich sehr nett in die Kurven und kann auch rasante kleine Kreise, aber gekippt kriegt man das echt nur, wenn man seitlich an einen steilen Hang fährt). Als nächstes habe ich mich dann auf ein Flux Sesselrad getraut. Das hat zwar nur zwei Räder, ist aber so vom Fahrgefühl einem Aufrechtrad noch ziemlich nahe.

Sally hat sich vor einiger Zeit ein gebrauchtes Jive gekauft. Das ist ein Tieflieger mit kurzem Radstand und Oberlenkung. Das ist jetzt wirklich von der Geometrie schon völlig anders als ein „normales“ Fahrrad. So anders jedenfalls, dass ich beim ersten Mal, als ich es versucht habe, wirklich gar nicht damit klar kam (also, nichtmal damit losfahren konnte) und gleich wieder auf das Trike umgestiegen bin. Aber sowas wurmt mich ja dann. Wenn ich was nicht kann, von dem ich aber eigentlich meine, dass ich es können müsste. Und was irgendwie alle anderen Leute in meiner Umgebung können.

Deswegen habe ich mir das Jive heute nochmal von Sally ausgeliehen und mich heimlich damit vom Hof gemacht. Das muss doch zu lernen sein!

Die ersten paar Meter waren echt nicht schön. Das Problem ist nämlich, dass die gelenkte Achse vor den Füßen ist. Das ist total ungewohnt. Jeder Lenkerausschlag, den man vom Aufrechtrad kommend, gewohnt ist, ist irgendwie viel zu groß und führt zu völlig unerwarteten und unerwünschten Nebeneffekten.

Der Trick ist vielmehr, wie ich dann nach der ersten Hügelkuppe herausfand, wo ich das Rad endlich mal einfach rollen lassen konnte, einfach gar nicht zu lenken. Also, zumindest nicht bewusst mit den Armen. Stattdessen legt man sich möglichst entspannt zurück und denkt sich einfach in die Richtung, in die man will. Und schwupps und wie durch Magie fährt das Rad dann auch da hin. Also, festhalten muss man den Lenker schon, es ist ja kein Flevo! Aber die eigentliche Richtungsänderung, die kommt mehr so aus der Gewichtsverlagerung im Rücken.

Kurz vor Lüthentien begegnete mir der erste Verkehrsgegner in Form eines Autos, aber bis dahin hatte ich das Jive schon ganz gut in der Spur. Kurz danach dann auch die erste echte Kurve … und das ging besser als gedacht.

Ich bin dann einmal „um den Pudding“ gefahren, so nennen wir hier die kleinste mögliche Runde um die Mühle auf ausphaltierten Straßen: Lüthentien, Solkau, Loitze, Molden, Proitze. Insgesamt vielleicht 4 bis 5 km.

Ungefähr auf halbem Weg fiel mir ein, dass ich auch mal wieder atmen könnte, und dann ging es gleich noch besser. Als ich wieder auf den Hof rollte, war ich ziemlich durchgeschwitzt, was weniger an den Temperaturen lag, sondern mehr an dem großen Traktor. Aber irgendwie auch sehr stolz auf mich.

Ob das Jive mein Freund wird, weiß ich aber noch nicht. Es hat den Antrieb vorne. Das ist ganz praktisch, weil so die Kette kürzer ist, der Weg von der Tretkurbel bis zum Hinterrad ist bei Liegerädern immer ziemlich weit und die langen Ketten sind eine echte Schwachstelle. Die vorne liegende Kette beim Jive hat aber den entscheidenden Nachteil, dass man ständig mit dem Hosenbein oder auch dem Unterschenkel dranhängt. Also, ich zumindest. Sally und Heike behaupten, dass ihnen das nicht passiert. Wahrscheinlich sind einfach meine Waden zu fett.

Es gibt hier noch ein paar andere Liegeräder, die ich probefahren kann. Ich werde berichten.

Ich stecke mitten im Umzugschaos. „Wie?“ werden jetzt manche von euch denken, „wieso das und schon wieder?“ Ja, es ist wahr. Nach nur eineinhalb Jahren verlasse ich Esens schon wieder. Nicht etwa, weil es mir hier nicht mehr gefiele. Esens ist weiterhin ein entzückendes kleines Städtchen und Ostfriesland leidet zwar nach wie vor an eklatantem Berg- und Waldmangel, ist aber ansonsten durchaus nett. Ich gehe hier nicht weg, weil es mir hier nicht mehr gefällt, sondern weil ich ein Angebot bekommen habe, das ich nicht abschlagen kann. Also, eines von der freundlichen Sorte, meine ich.

Wer mein Blog schon länger verfolgt … also, viel länger, schon seit Zeiten, als ich noch auf Myblog gebloggt habe … der kann sich vielleicht noch erinnern, dass ich immer von der Proitzer Mühle geschwärmt habe, einem Seminarhaus im Wendland, wo ich immer mal wieder für Harfen- und sonstige Musik- und Tanzworkshops hingefahren bin. Die Mühle war für mich immer einer jener magischen Orte, wo ich mich runherum wohl gefühlt habe. Da stimmte einfach alles: die Landschaft, die Leute, das Haus, die Art von Veranstaltungen. Ich hatte mir sowieso fest vorgenommen, da dieses Jahr unbedingt mal wieder hinzufahren, wenn es sich mit meinem Arbeitsplan irgendwie vereinbaren ließe. Und als dann die Einladungsmail für den irischen Herbst kam, stand da, dass Heike, die die Mühle seit Kerstins plötzlichem Tod im letzten Sommer quasi alleine am Laufen hält, jemanden sucht, der oder die Lust hat, dauerhaft dort mit zu leben und zu arbeiten. Da konnte ich einfach nicht widerstehen. Zumal ich ja hier in Esens so jobmäßig eher so rumgekrepelt bin. Ich meine, der Verkäuferinnenjob hat zwar meistens Spaß gemacht, nicht zuletzt, weil ich wirklich nette Kolleginnen hatte, aber er hatte auch eine Menge Nachteile. Erstens warf er definitiv zu wenig Geld ab, um da dauerhaft gescheit von leben zu können, schonmal erst recht, weil es ja ein Saisonjob war. Zweitens hab ich mich nie an des lange Stehen gewöhnen können und fand den Job echt körperlich wahnsinnig anstrengend. Und drittens war ich ziemlich genervt davon, so viel am Wochenende und an den Feiertagen arbeiten zu müssen. Für irgendwelche Unternehmungen frei zu bekommen war immer ein Riesenakt, an richtige Urlaubsreisen schonmal überhaupt nicht zu denken. Das ist auf Dauer nicht das Richtige für mich. Und Alternativen sind hier in Ostfriesland echt rar.

Ich bin also nach ein paar Mails im August spontan für drei Tage zur Proitzer Mühle gefahren und Heike und ich waren uns recht schnell einig, dass das wohl passen könnte mit uns. Und dann hat sie mir bei einem Rundgang über das Gelände den renovierten Schafstall gezeigt. Das ist so ein Fachwerk-Hüttchen, etwa 3 x 4 Meter Grundfläche, ein Stück vom Haupthaus weg, zwischen Wald, Bach und Wiese. Und da hat es bei mir Klick gemacht. Das war mein Hexenhaus. Genau von so einer Hütte habe ich immer geträumt. So will ich leben, ganz einfach und klein, „off-grid“ wie der Amerikaner sagt, ohne Strom und fließend Wasser, und mitten in der Natur. Und trotzdem mit einem wunderbaren Job und Leuten in zu Fuß Reicheweite. Und, denn so ganz auf Komfort verzichten will ich ja auch nicht, der Möglichkeit, im Haupthaus meine Wäsche zu waschen, warm zu duschen und meinen internetfähigen PC aufzustellen.

Und ich kann endlich Ziegen halten. Dafür ist genug Platz und Weidefläche da. Und ich kann mir einen Kräutergarten anlegen. Ob ich auch wieder einen eigenen Gemüsegarten haben will, weiß ich noch gar nicht. Ich werde nämlich wahrscheinlich nur höchst selten selber kochen müssen, weil ich das wunderbare Mühlenessen mitesssen kann, wenn Gäste da sind. Und es sind fast immer Gäste da. Deswegen mache ich mir auch keine großen Gedanken darüber, am Arsch der Welt ohne Auto zu wohnen. Der nächste Laden ist 5 km entfernt in Schnega, mit dem Fahrrad ein Katzensprung. Mehr Einkaufsmöglichkeiten gibt es dann im 12 km entfernten Clenze. Auch das ist noch ganz gut mit dem Fahrrad zu schaffen, denke ich. Für alles, was weiter weg ist, gibt es den Zug ab Schnega. Und wenn alle Stricke reißen, kann ich mir bestimmt auch mal ein Auto ausleihen.

Inspiriert durch mein Hexenhäuschen, das wirklich recht klein ist, habe ich auf YouTube jede Menge Videos von Leuten gefunden, die in „tiny houses“ leben. Das ist eine Art moderner Zigeunerwagen, so die amerikanische Variante des Bauwagenlebens. Die Dinger sind echt niedlich. Vor allem beeindruckt mich aber, wie wenig Sachen die Bewohner so haben und wie ordentlich und übersichtlich ihre Häuschen dadurch sind. So hätte ich das auch gerne. Ich empfinde Besitz ja in den letzten Jahren zunehmend als Belastung und habe eigentlich die letzten Umzüge schon immer zum Anlass genommen, ordentlich auszumisten und vieles zurückzulassen. Aber obwohl ich gerne weniger Zeug hätte und auch weiß, dass ich nur relativ wenig wirklich brauche, fällt es mir wahnsinnig schwer, mich von Sachen zu trennnen. Ich schleppe eine Unmenge an Dingen mit mir rum, an der Erinnerungen hängen: alte Postkarten, Tagebücher, Dinge, die ich mal von lieben Leuten geschenkt bekommen habe, Reste vom Wehrspeicher, alte Rollenspiel-Charakterbögen etc. Jedes einzelne dieser Teile ist nicht groß und wiegt fast nichts, aber es braucht eben alles einen Platz, damit es nicht völlig im Chaos versinkt. Der zweite Grund, warum es mir schwer fällt, Sachen aufzugeben, ist, dass ich so ungern Dinge wegwerfe, die eigentlich noch gut sind und funktionieren, die aber auch niemand mehr so wirklich haben will. Ich schleppe z.B. schon seit Jahren so einen Organizer mit mir rum … so eine Art Smartphone ohne Phone und ohne Internetanschluss. Habe ich eigentlich nie wirklich benutzt, die Akku-Laufzeit war mir immer zu kurz um damit wirklich was anfangen zu können (und wenn der Akku leer ist, vergisst das Ding alle seine Daten, weil es nämlich keine Festplatte oder Flashspeicher hat). Ich habe auch eine riesige Sammlung an USB-Kabeln, Netzwerkkarten, Ladegeräten, Cinch-Kabeln und sonstigem Elektronik-Gadget Zubehör. Was sich halt im Laufe der Jahre so ansammelt und was man dann so verwahrt, weil man es ja irgendwann nochmal wieder brauchen könnte. Von den üblichen Büchern und CDs und Schallplatten und Musikcassetten etc. mal ganz abgesehen. Und es kostet mich im Moment total viel Energie und Zeit und Überwindung, das alles in die Hand zu nehmen und mich bei jedem Teil zu fragen: brauche ich das wirklich noch? Kann ich damit noch jemandem eine Freude machen oder schmeiße ich das gleich in die Tonne? Dazu kommt noch, dass man ja viele dieser Dinge nicht einmal mit gutem Gewissen einfach in den Hausmüll schmeißen kann, sondern strenggenommen zum Schadstoffmobil tragen muss.

So, jetzt gehe ich wieder Kisten packen. Ab Montag wohne ich dann in der Proitzer Mühle, erstmal nur mit leichtem Gepäck, meine Sachen hole ich irgendwann mit einem Bulli rüber. Deswegen bin ich auch erstmal auf unbestimmte Zeit ohne Rechner. Nur mein Netbook nehme ich mit, damit ich ab und zu meine Mails checken kann.

When I travelled to Lauterbach for the harp festival a few weeks back, I took the ICE, a high speed long distance train for part of the way. I also travelled first class, a luxury I allowed myself because it wasn’t all that much more expensive and because I was travelling with my harp on a very crowded holiday weekend. It was very nice … comfortable leather charis with a lot of leg room, enough space to safely store the harp etc.

The train was equipped with little monitors in every waggon, like you normally find in an airplane, showing travel information like the time, the name of the next stop etc. It also displayed the travelling speed. When I consciously noticed that for the first time, the train was running at 271 km/h.

I have to admit that that did amaze me. My first thought was: „Wow …“ Well, I guess, that’s not really a thought. More of a feeling. The second thought was, that this was the fastest I ever travelled on the ground, the only times I had been moving faster I was on board of an airplane. The tracks on that route are specifically built for that train to run that fast, there are no curves, no noticable ascents or descents etc., even though it is quite hilly terrain. To make that possible, there are a lot of tunnels and really high and wide spanning bridges. The train does not slow down for any of them. Once I started thinking about this, it seriously creeped me out, actually. At 271 km/h, there is absolutely no way to bring that train to a stop or even considerably slow it down should there suddenly some kind of obstacle appear on the tracks. And I mean, we are talking regular train tracks here. They are located in the natural world. Of course, there are damns and, in more inhabited areas, even sometimes fences to protect them, but it is not as if those tracks are in a parallel universe or on a seperate plane.

Once I had realized that, moving at that speed did not seem such a good idea to me any longer. Of course nothing happened and the train did arrive safely in Bremen where I switched to a smaller, much slower regional train.

Now I wonder if I would have even noticed this or thought about this when I was still driving regularily. Of course, a car is somewhat slower (well, most cars are, there might be some sports cars around that actually can go 270 km/h), but still fast enough. It was not that uncommon for me to go 150 km/h on the autobahn, even though I normally tried to stick to the recommended speed of 130 km/h. And with that I was still one of the slower drivers around. But still, the feeling of travelling at that speed with a car and of travelling at 270 km/h with a train is not that different. It keeps you completely disconnected from the landscape you are passing through. You might notice major landmarks like hills, forrests and fields, maybe even the occasional building, but that’s it. Actually, on the autobahn you don’t notice much at all except the other cars which are more or less travelling at the same speed you are, since the autobahn is build to block out everything that could distract you.

Since I don’t have a car anymore (I have been car free for 8 years now), I rarely even ride in one. My usual travelling speed is 18 km/h on my bike or 5 km/h on foot. When I cycle to work, I hear the birds sing (and am usually able to tell which kind of bird it is), I see which wild flowers are in bloom beside the road, I smell the ocean when the wind is coming from the sea and the fresh manure when the farmers have been fertilizing their fields. I can tell which way the wind is blowing, if the air is moist and if there are many flying insects about. And of course I know every house, every tree, every horse and every cow I pass day after day.  For half an hour I am deeply connected with the natural world before I start working in the rather unnatural world of retail (I work as a shop assistant). And then, after closing time, I am deeply connected to the world for another half hour.

Of course this is not always fun. I might get soaking wet (even though good clothing can prevent most damage there), I might feel very exhausted physically, especially when I have to struggle against the wind which can be really merciless in these parts. And I have to admit that when the weather is lousy and I have the opportunity to catch a ride with my boss or my colleagues, I do so. But on a good day, I wouldn’t want to trade those 30 minutes for anything. They keep me sane.

And I enjoy walking even more than cycling. For shorter distances, like going into town, I rarely even take the bike. Because that allows me to see, hear, smell, touch and taste even more of my environment as I pass through it.

When the first trains were introduced in the late 18th century, they moved pretty slow by today’s standards. I think the first German locomotive, the Adler, could go at 30 km/h or somesuch. Not really faster than a horse in gallop. Still, there were people who were convinced that it would be dangerous and unhealthy for humans to travel at such a speed. It felt so unnatural.

The less I am part of the fast moving automobile world, the more I begin to understand why they felt that way. I think what’s at the heart of it is not the danger of accidents or physical harm. It is that once we travel faster than we naturally can, we loose the connection with the world around us. And that is the most dangerous thing that can happen to us, as individuals as well as as a species.

On a lighter note: Elisa liked my last blog entry so much that she at once had to paint the /ouse-sh-tiger/. It is now hanging on our living room wall, but we are willing to part with it in exchange for a gipsy waggon 🙂

Ich hab den Postautoblues. Nein, das ist kein trauriges Lied über kleine gelbe Autos die Briefe bringen. Eigentlich wird es auch nicht Postauto-Blues ausgesprochen, sondern wohl eher Post-Auto-Blues. Seit letztem Montag bin ich jetzt nämlich wieder echt autofrei. Den Winter über hatte ich ja (mit einer kurzen Unterbrechung zwischen Weihnachten und Neujahr) für die Wege zur Arbeit einen kleinen Firmenwagen zur Verfügung. Benutzt habe ich den zu Anfang wirklich nur, wenn es gar nicht anders ging, also eigentlich nur für die Strecke nach Horumersiel, wenn ich da arbeiten musste. Da gibt es keinen öffentlichen Nahverkehr hin und für das Fahrrad waren die 35 km nun echt zu weit. Aber als der Winter dann so richtig zugeschlagen hat, erst mit Stürmen und dann auch mit Eis und Schnee, bin ich auch nach Neuharlingersiel eigentlich nur noch mit dem Auto gefahren. Und habe auf der Heimfahrt dann auch gleich noch den Familieneinkauf erledigt.

Und während ich die ersten paar Male noch supernervös war, weil ich ja ewig nicht Auto gefahren war, hatte ich am Ende richtig Spaß am fahren. Irgendwie ist es ja schon faszinierend, wie automatisch man so ein Auto bedient, wie es fast eine Verlängerung des eigenen Körpers wird und man völlig ohne Nachdenken schaltet, bremst, lenkt etc. Man wird ja quasi so ein Transformer-Wesen.

Autofahren ist eine Sucht, das ist ein Bild das von Autogegnern immer wieder gerne zitiert wird und das stimmt auch irgendwie. Tja, und ich hatte jetzt sozusagen als trockener Autoholiker ein paar Monate lang wieder ein Auto. Und jetzt ist es wieder weg. Am Mittwoch musste ich das erste Mal wieder mit dem Fahrrad nach Neuharlingersiel. Mittags war das noch ganz okay. Ich bin extra früh losgefahren, weil ich nicht wusste, wie fitt ich noch bin, hab dann aber dank Rückenwind nur knapp 25 Minuten gebraucht. Dafür hab ich s’e dann abends richtig auf den Sack gekriegt. Sturmböen bis 9 Bf patsch von vorne und mit viel Regen, der dann eben auch waagerecht von vorne kam. Ich musste zwischendurch zweimal absteigen und ein Stück schieben, weil ich echt nicht mehr konnte. Also, ich glaub schon, dass man gegen den Wind noch hätte fahren können, wenn man halbwegs im Training ist, aber ich hatte einfach an meinem ersten Wiedereinstiegstag und nach einem stressigen Laden-Arbeitstag die Kraft nicht. Und dann war auch noch die Batterie in meinem mp3 Player leer.

Irgendwo in Margens, das ist so bei 2/3 der Strecke, hab ich aus lauter Verzweiflung angefangen „99 bottles of beer“ zu singen (ich hätte auch einen Rosenkranz beten können, aber ich hatte mal wieder die dritte Zeile vom „Gegrüßet seist du Maria“ vergessen) und war dann bei 0 bottles auch tatsächlich genau zu Hause. Ich hab 50 Minuten gebraucht. Doppelt so lange wie am Mittag. Und hätte am liebsten spontan meine Chefin angerufen und gekündigt, weil ich mir absolut nicht vorstellen konnte, dass das jetzt wieder mein (fast) täglich Brot sein soll.

Die restlichen drei Tage, die ich in dieser Woche gearbeitet habe, waren dann allerdings viel besser, zwar immer noch mit reichlich Wind, aber auch mit Sonnenschein, fantastischen Sonnenuntergängen, blöden Fasanen, tausenden von Stockenten und Brandgänsen, Rehen, den ersten Frühlingsgerüchen und ganz viel Vogelgezwitscher. Da hab ich doch tatsächlich wieder Spaß an der Radfahrerei gekriegt. Und fühle mich schon fast wieder in der Lage, ehrlich zu sagen: Auto? Danke, brauch ich nicht.

Ich sollte häufiger in mein Blog schreiben. Seit dem letzten Eintrag ist so viel passiert, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.

Eigentlich hatte meine Chefin mir für den Winter gekündigt, weil ja hier außerhalb der Saison echt nicht viel los ist. Nachdem ich mich dann halbwegs motiviert auf den doch recht flauen ostfriesischen Arbeitsmarkt geworfen habe, hat sie mich dann doch wieder eingestellt. Ich werde also auch den Winter über halbwegs regelmäßig mit dem Fahrrad nach Neuharlingersiel radeln. Langsam kriege ich aber das Gefühl, dass wir so ziemlich der einzige Laden im Ort sein werden, der auf hat. Die Imbissbuden haben größtenteils schon geschlossen oder schließen am kommenden Wochenende (Ferienende in NRW). Sogar einige der Hotels schließen den Winter über komplett. Die Läden haben alle Ausverkauf und reduziert bis zum geht-nicht-mehr. Die Strandkörbe stehen auch nicht mehr am Strand und Hafen. Nächste Woche klappen die da die Bürgersteige hoch, glaub ich. Nur ich kämpfe mich regelmäßig durch Wind und Wetter zur Nordsee.

Aber … und damit kommen wir zur eigentlichen Sensation dieses Postings … ich brauche mich gar nicht mit dem Fahrrad hinzukämpfen, wenn ich nicht will. Die Chefin hat mir nämlich leihweise einen Firmenwagen zur Verfügung gestellt. Einen kleinen Citroen C3, sieht ein bisschen aus wie ein VW-Käfer ohne Kotflügel. Probegefahren bin ich ihn auch schon. Ein wenig nervös war ich ja schon, schließlich war ich über vier Jahre kein Auto gefahren (es sei denn, man zählt ein paar kurze Strecken mit dem Pick-Up von Farm zu Feld in Kanada dazu … aber auch das ist schon drei Jahre her). Aber irgendwie ist es doch wie Fahrradfahren … man verlernt es nicht. Ich bin jedenfalls gefahren, als hätte ich nie etwas anderes getan. Außerdem kann ich eine coole Sau sein, wenn ich will. Ich glaube, der Vater meiner Chefin, der mitgefahren ist, hat nicht einmal gemerkt, wie nervös ich war. Jedenfalls war der ein erstaunlich entspannter Beifahrer. Bisher habe ich das Auto noch nicht benutzt. Das Wetter war ziemlich schön und ich habe den festen Vorsatz, es wirklich nur zu benutzen, wenn mit dem Fahrrad kein Durchkommen ist.

Ebenfalls meiner Chefin haben wir unsere neue Küche zu verdanken. Die steht bisher noch in unserer Garage (das Garagelier haben wir inzwischen auch in Winterpause geschickt, die Bilder und Möbel im Haus in Sicherheit gebracht, nachdem sich die Schubladen an einer Kommode vor Feuchtigkeit schon nicht mehr öffnen ließen). Die Küche ist Eiche rustikal, nicht unbedingt was, was man sich heute noch kaufen würde, aber erfreulich massiv und stabil. Wir wollen die jetzt weiß lackieren und dann Ende des Monats einbauen. Vielleicht kriegen wir sogar eine Geschirrspülmaschine dazu. Das könnte sehr zur Bekämpfung des Küchenchaoses, das bei uns eigentlich immer herrscht, beitragen.

Was ist sonst noch? Ach ja … es ist November, das heißt, es ist wieder NaNoWriMo. Ich versuche mich dieses Jahr an einem historischen Jugendroman über den Wappenbären von Esens. Einen Trailer hab ich auch wieder gebastelt.

Wie immer führt NaNoWriMo dazu, dass ich vor lauter Prokrastinieren Dinge geregelt kriege, zu denen ich mich sonst nie aufraffe. Heute habe ich zum Beispiel die beiden Lampen im Flur aufgehängt, die schon seit einem halben Jahr bei uns rum liegen. Und danach war ich sogar joggen! Das erste Mal dieses Jahr. (Kluge Idee, mit dem Joggen Anfang November anzufangen). Offenbar sorgt meine Radfahrerei aber doch für eine gewisse Grundfitness, jedenfalls konnte ich eine halbe Stunde durchlaufen ohne Pausen oder Seitenstechen. Damit war ich durchaus zufrieden.

Die Jungs (also, so nennen wir unsere drei Katerchen) werden immer größer. Vor allem Lancaster sieht jeden Tag mehr aus wie Garfield. Er ist der sanftmütige Riese im Team. Merlin ist der aufdringlichste, ein echter Kampfschmuser und sogar Fitzwilliam ist inzwischen in den Stimmbruch gekommen und schnurrt jetzt wie ein echter Mann und nicht mehr wie ein verschrecktes Heimchen. Vor kurzem passte er allerdings noch in den Mandarinenkorb auf dem Wohnzimmertisch. Seitdem ist er aber nochmal ein ganzes Stück gewachsen.

Oh, und die drei haben eine neue Leidenschaft: Hühnerherzen. Die gibt es nämlich hier auf dem Wochenmarkt und ich habe ihnen neulich welche mitgebracht. Da ist dann aber wirklich Raubtierfütterung angesagt. Ich wusste echt nicht, dass Katzen so laut knurren können. Da muss man als Mensch echt aufpassen, dass man nicht aus Versehen zwischen einen Kater und sein Hühnerherz gerät. Außerdem bewacht jetzt immer mindestens einer von den dreien die Kühlschranktür, damit sie ja nichts verpassen.

Also, wie der eine oder andere von euch ja gemerkt hat, hatte ich gestern einen runden Geburtstag. Und da hat mein Papa sich nicht lumpen lassen und mir ein ziemlich großzügiges Geschenk gemacht. Er hat mir nämlich Geld für eine Ape geschenkt. Das ist so ein fleißiges Kastenwagen-Roller-Bienchen aus dem Hause Piaggio, gibt es einmal als 50er (ohne TÜV und mit Mopedkennzeichen) und als 220er.

So einen Mini-Lastwagen vor der Tür stehen zu haben, hätte ja was. Dann könnten wir tatsächlich einen kleinen Marktstand betreiben. Und die 50er hat nun auch genügend Fliwatüt-Charme, um mir gut zu gefallen.

Aber die Autohasserin in mir fühlt dann doch das schlechte Gewissen in sich aufsteigen. Verrate ich da nicht meine Ideale? Ich meine, okay, so ein Bienchen ist kein Auto, aber einen Verbrennungsmotor hat sie trotzdem. Auch noch so einen stinkenden knatternden Zweitakter. Die Teile klingen echt wie ein Benzinrasenmäher kurz vor der Explosion. Und sparsam im Verbrauch sind sie mit 6 Litern Zweitaktgemisch auf 100 km auch nicht gerade, wenn man bedenkt, dass die meisten Kleinwagen heute weniger verbrauchen und ungefähr das zehnfache wiegen und 20 mal soviel PS haben.

Dazu kommt, dass man, wenn man sich mal so in Ape-Fahrer-Kreisen umhört, das Gefühl hat, dass man an den Dingern ständig rumschrauben muss. Der nächste Ape Händler ist mindestens 25 km von hier weg. Wenn mir das Teil jetzt alle paar Wochen nicht mehr anspringt oder so, dann bin ich echt aufgeschmissen. Ich bin kein Schraubi und hab auch keine Lust, mich in die Materie einzuarbeiten. Wenn ich über 4000 Euro für ein Neufahrzeug ausgebe, dann will ich eigentlich, dass das anstandslos funktioniert.

Außerdem hab ich ehrlich gesagt etwas Angst, dass es mich hier bei starkem Wind einfach von der Straße pustet. So ein Teil wiegt doch nichts, bietet aber viel Angriffsfläche für Seitenwind.

Mit anderen Worten, so sehr ich mich über die Initiative meines Vaters freue, meine Zweifel, ob das wirklich das richtige Gefährt für mich ist, wachsen. Zumal Elisa ja keinen Führerschein hat und das Ding dann nichtmal mitbenutzen könnte. Eine zweite Person mitnehmen darf man (zumindest in der 50er) offiziell auch nicht.

Und deshalb hab ich mich dann doch nochmal informiert, was der Markt an human powered vehicles so an Alternativen hergibt und bin dabei auf die Webseite einer holländischen Firma gestoßen, die relativ günstig Lastenfahrräder herstellt. Für 1000 Euro kriegt man sogar schon eine Pedelec-Variante (ja, haltet mich ruhig für ein Weichei, aber bei Gegenwind freue ich mich, wenn ich den Markstand nicht nur mit Körperkraft vorwärts bewegen muss). Da kann man dann nochmal ein paar hundert Euro für einen Schreiner investieren und sich den Kasten marktstandgerecht umbauen lassen und professionelle Folien drucken lassen, sich außerdem noch ein Liegerad als sportliches Zweitgefährt leisten und ist immer noch um Klassen billiger als mit der Ape. Und so könnte das dann ungefähr aussehen:

Der Gedanke wird mir immer sympathischer. Wie ich das dann meinem Papa erklären soll, weiß ich allerdings auch nicht. Also, was meint ihr? Knatterndes Kult-Dreirad oder leicht gemogelte HPV-Variante?

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