Am Wochenende hatte ich wieder mal das Vergnügen, an einem Golfturnier teilzunehmen, nämlich dem Newcomer Cup, bei dem die Anfänger mit ein paar richtig guten Spielern zusammengewürfelt und auf den Platz losgelassen werden. Nach den eher leidvollen Erfahrungen bei den beiden After-Work-Turnieren, über die ich hier ja ausführlich berichtet habe (wobei das Leid, das will ich nochmal betonen, einzig durch meine Inkompetenz und nicht etwa durch Veranstalter oder Mitspieler verursacht wurde), war es diesmal wirklich super. Das lag jetzt aber nicht etwa daran, dass ich quasi über Nacht zu einer besseren Spielerin mutiert wäre. Nein, Schuld war hauptsächlich die Spielform. Vielleicht erinnert ihr euch, dass ich vor einiger Zeit einmal den Wunsch nach Huckepack-Golf geäußert habe. Also in Prinzip: ein Longhitter bringt mich bis zum Grün und ich mach dann da weiter. Das gibt es so ähnlich wirklich. Die Lösung für alle meine Golfprobleme meine Damen und Herren (okay, vielleicht nicht alle, aber die vordringlichsten) heißt: Scramble 🙂
Scramble bedeutet, dass alle Spieler eines Flights zusammen spielen. Das funktioniert so, dass alle einen Ball abschlagen. Dann sucht die Gruppe sich gemeinsam den besten Ball aus und alle spielen von der Stelle weiter (wobei wir das jetzt in der Variante gespielt haben, dass diejenige, deren Ball ausgesucht wurde, dann aussetzen musste). Dann wird wieder der beste Ball ausgesucht und so weiter. Putten dürfen auf dem Grün dann auch wieder alle. Das vereinfacht das Spiel natürlich ungemein. Schlechte Schläge kann man gleich vergessen, die werden einfach nicht ausgewählt, brauchen einen dann also auch nicht mehr zu belasten. Die Gefahr, dass man also beispielsweise aus dem Bunker schlagen muss, ist sehr gering (da müssten schon alle vier bzw. drei Schlagberechtigten Murks gemacht haben). Ich kann mich an mindestens vier richtig katastrophale Schläge erinnern und an etliche weitere schwache, die mich im normalen Spiel schon wieder nahe an die Verzweiflungsgrenze gebracht hätten. War aber ja egal und hat mich darum auch gar nicht groß gestört oder meine Spielfreude getrübt.
Mit in meinem Flight spielte Silvia (mit Handicap 54 ebenfalls eine Einsteigerin) und meine Mutter, die zwar schon länger golft, aber sich mit Handicap 37 auch noch knapp im Bereich der Clubvorgaben aufhält. Aber als As im Ärmel hatten wir dann Dominique im Flight, die unsere amtierende Clubmeisterin ist und deren Handicap bei 4kommairgendwas liegt. Damit dürfte auch klar sein, warum die Spielerin, deren Ball gewählt wird, aussetzen muss. Sonst hätte Dominique die Runde nämlich einfach alleine bestreiten können und wir anderen hätten rein zu Dekorationszwecken ab und zu einen Ball seitlich in die Büsche geschlagen. (Und ehrlicher- und irgendwie peinlicherweise muss man ja einräumen, dass sie die Runde alleine wahrscheinlich noch besser gespielt hätte als mit unserer „Hilfe“). So wie die Dinge lagen war es jetzt meistens so, dass Dominique einen unglaublich weiten Abschlag in Bereiche des Fairways kloppte, die ich noch nie von Nahem gesehen hatte (weil ich ja, wir erinnern uns, spätestens mit dem zweiten Schlag die landschaftlich schöne Route einschlage). Beim zweiten Schlag musste sie dann aussetzen und eine von uns Anfängerinnen beförderte den Ball mehr schlecht als recht 50 bis 100 Meter weiter Richtung Grün. Dann schlug Dominique den Ball neben die Fahne und wir unsere ins Wasser, in einen Bunker oder wo auch immer der sonst nicht hin sollte. (Ich übertreibe hier etwas zugunsten der Dramatik … eigentlich haben wir etlich schöne Schläge gemacht, über die wir uns in einer normalen Runde unglaublich gefreut hätten … sie waren halt nur selten gut genug). Aber beim Putten waren wir dann tatsächlich ziemlich ebenbürtig, würde ich sagen. Vor allem Silvia erwies sich als eine sprichwörtliche Bank, die jeden langen Putt zuverlässig auf tap-in Distanz an die Fahne legte.
Um die Sache noch einfacher zu machen, wurde aus unseren Handicaps einfach der Durchschnitt gebildet. Und der ist, wenn man drei Anfänger und eine sehr gute Spielerin zusammensteckt, immer noch sehr hoch. Bei uns war das 42. Das führt dann zu sagenhaften Stableford-Punktzahlen. Wir haben so auf 18 Loch 69 Stablefordpuntke zusammen gespielt. Und damit haben wir nicht einmal gewonnen, weil zwei andere Flights jeweils 70 Punkte erspielt haben. Unser Ergebnis entsprach 27 Bruttopunkten, also einer Runde 9 über Par. Das kann sich, auch unabhängig vom Handicap, durchaus schon Golf nennen, finde ich. Also, Problem gelöst, Golf ist doch ganz einfach, man muss nur die Regeln etwas modifizieren (und mit der Clubmeisterin spielen) 🙂
Es war auf jeden Fall eine sehr nette, kurzweilige Runde, die ich sehr genossen habe und die mein Selbstbewusstsein doch etwas gehoben hat. Immerhin haben wir zweimal meinen Tee-Shot ausgewählt, ich habe einen mittellangen Birdieputt gelocht und einen wirklich schönen 120 m Annäherungsschlag mit dem Holz5 gemacht. Und das ist gut so, denn am kommenen Samstag fahre ich in meinen ersten „Golfurlaub“, nach Lytham St. Anne’s. Ich werde dann live vor Ort berichten, wie ich da so klarkomme.
Hinterlasse einen Kommentar
Comments feed for this article