Diesen Freitag gab es keinen Familiengolfstaffellauf, weil meine Ma mit ihrer Seniorinnengruppe Freundinnenturnier mit anschließendem Essen hatte und ich deswegen das Auto nicht haben konnte. Stattdessen bin ich dann Samstag, zu meiner Überraschung mit meiner Ma (die es normalerweise hasst, an mehreren aufeinander folgenden Tagen zu spielen) zum Golfplatz gefahren.
Und wieder einmal durfte ich feststellen, dass man sich beim Golf auf nix verlassen kann. Mein kurzes Spiel, das normalerweise ja ganz ordentlich funktioniert, war schon beim Einschlagen katastrophal. Ungefähr so gefühlvoll muss es aussehen, wenn ein Oger Golf spielt. Echt, ich habe da Bälle übers Pitchinggrün gekloppt, das war nicht mehr schön. Und wurde auf dem Platz auch nicht wirklich besser. Das einzige, was ich zu meiner Verteidigung anführen kann, ist, dass es schon wieder ziemlich warm und trocken war die ganze Woche und Grüns und Fairways darum superhart. Um da einen Ball kontrolliert zum Stoppen zu kriegen, braucht es deutlich mehr Backspin als ich den so auf den Ball kriege. Putten war auch nicht viel besser. Geradezu flutschig, diese Grüns.
Auf lange Schläge verzichtete ich beim Einschlagen diesmal völlig, weil meine Ma drängelte und los wollte. Das rächte sich dann gleich beim ersten Abschlag. Der war zwar schön lang und landete auch brav auf dem Fairway, aber ich habe mir dabei irgendwas im Rücken verdreht. Sehr schmerzhaft und unangenehm das. Die vernünftige Entscheidung wäre wahrscheinlich gewesen, an dieser Stelle abzubrechen und wieder nach Hause zu fahren. Aber Golfer sind keine vernünftigen Menschen. Kann man ja auch nicht erwarten. Golf ist schließlich auch keine vernünftige Sportart. Viel zu kleiner Ball, völlig ungeeignete Werkzeuge, viel zu lange Fairways, viel zu kleine Löcher …
Also, ich habe natürlich weitergespielt. Ging auch ganz gut. Tat zwar weh, hat aber die Qualität meiner Golfschläge nicht unbedingt negativ beeinflusst, soweit ich das beurteilen kann. Zumindest klappten die langen Schläge ganz brauchbar und das kurze Spiel war ja, wie gesagt, schon vorher nicht das Gelbe vom Ei. Einen Blumentopf hätte ich mit meiner Leistung so aber natürlich auch wieder nicht gewonnen. Es muss doch irgendwann mal der Tag kommen, wo sowohl das lange wie auch das kurze Spiel klappt.
Die meisten Abschläge waren ganz schön und dank der trockenen Fairways geradezu unglaublich weit, weil man immer noch 30 bis 40 m Roll dazu geschenkt bekam. Mit Ausnahme von den Abschlägen an der 5 und an der 10. Da habe ich jeweils einen sogenannten „Shank“ gespielt, also den Ball statt mit der Schlagfläche mehr so seitlich mit der Ferse getroffen (also, der des Schläger natürlich … nicht meiner). Das führt dazu, dass der Ball dann, statt geradeaus zu fliegen, irgendwie hochspringt und dann scharf links abbiegt. Damit habe ich es geschafft, an der 5 ins Wasserhindernis zu schlagen. Das ist eine Leistung, denn dieser Teich ist da eigentlich gar nicht wirklich im Spiel, schonmal gar nicht von den vorderen Abschlägen. Jedenfalls versenkte ich auf diese Weise einen meiner hübschen Pink Ribbon Bälle, die ich doch letzte Woche Freitag von dem charmanten jungen Ballverkäufer geschenkt bekommen hatte. An der 10 war es ähnlich, nur, dass mein Ball da dankbarerweise noch ein paar Zentimeter vor dem Wasserhindernis liegen blieb und ich ihn dann mit einem beherzten Eisen 6 im zweiten Schlag darüber spielen konnte.
Sonntag war ich dann, diesmal mit beiden Elternteilen, wieder auf dem Platz und hatte so ein merkwürdiges deja vu. Es war echt, als hätte ich exakt die gleiche Runde nochmal gespielt. Kurzes Spiel wieder Scheiße, Abschläge wieder ziemlich gut. Bis auf … ja, bis auf die 5 und die 10. Ich wünschte echt, ich hätte diese Schläge beide Male auf Video aufgezeichnet. Das war fast schon unheimlich, wie genau die sich wiederholten. Mein Vater, der ja immer eine Ballangel im Gepäck hat, ging an der 5 los, um meinen Ball aus dem Wasser zu fischen, was ihm auch selbstbewusst in Sekundenschnelle gelang. Aber der Ball, den er da herausholte war nicht der vom Sonntag. Es war der Pink Ribbon vom Tag davor. Das als Zeichen dafür, wie dicht diese beiden Fehlschläge beieinander gelandet sein müssen. Ernsthaft, so eine Wiederholbarkeit ist auch eine Kunst, schlag mal zwei total gleiche Shanks! An der 10 war es ähnlich, nur dass es mein Abschlag diesmal wirklich bis ins Wasserhindernis geschafft hat (aber natürlich auch wieder von meinem Dad aus dem nassen Grab gerettet wurde).
Auch an der 8, wo ich rechts in die Bäume geschlagen hab, konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren: „Habe ich hier nicht gestern unter genau dem gleichen überhängenden Ast durchgeschlagen?“
Ist schon verrückt, wie man beim Golf einerseits das Gefühl hat, sich auf absolut nichts verlassen zu können, weil alles, was in den Wochen vorher geklappt hat, von jetzt auf gleich weg ist, und wie man andererseits zwei Tage hintereinander so völlig ähnliche Schläge machen kann. Und ich habe, zumindest beim Abschlag an der 10, jetzt wirklich nicht bewusst an den Tag vorher gedacht. Dass ich da einen Fehlschlag gehabt hatte, fiel mir erst wieder ein, nachdem ich meinen Ball ins Schilf gebolzt hatte.
Meinen Rücken muss ich übrigens irgendwann auf der Runde am Sonntag wieder in die Ausgangsstellung zurück gedreht haben. Am Anfang tat es noch weh, später dann nicht mehr. Allerdings habe ich seit Samstag nach der Runde Migräne, was auch nicht wirklich toll ist, und was ich auf einen durch die eingenommene Schonhaltung völlig verspannten Nacken zurückführe.
3 Kommentare
Comments feed for this article
27/09/2015 um 21:11
BernhardKresse
Hmmm, wie bist Du denn zum Golf gekommen? Hätte ich nicht gedacht :-). Viele Grüße Bernhard
28/09/2015 um 05:04
juttaj
Meine Eltern haben vor ein paar Jahren angefangen zu spielen (was mich auch völlig überrascht hat). Ich habe dann ungefähr vier Jahre lang geschimpft (böse Kapitalistensportart … Wasserverschwendung … Pflanzenschutzmittel … was einem halt so zu Golf einfällt) und bin dann irgendwann mal mitgegangen. Was soll ich sagen: zufällig einen Ball gut getroffen und ich war süchtig 🙂 Und jetzt erwäge ich tatsächlich, mir ein Auto zuzulegen, damit ich öfter zum Golfplatz komme (womit bewiesen wäre, was ich immer befürchtet habe: Golf verdirbt den Charakter)
30/09/2015 um 09:33
BernhardKresse
🙂 O tempura! O mures!