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Seit einigen Wochen lebe ich wieder in meiner Heimatstadt Mönchengladbach … der Großstadt, die keiner kennt, der nicht von hier kommt. Also, den Namen kennen die meisten, schon alleine wegen der Borussia (ole ole wir ziehen in die Championsleague ole ole … eh sorry, wo war ich?). Aber schon bei der geographischen Lage setzt es dann bei den meisten aus. Mönchengladbach ist nämlich nicht, wie häufig fälschlicherweise behauptet, Ruhrgebiet. Wir gehören zum Rheinland, genaugenommen zum linken Niederrhein. Das ist wichtig, nicht nur, weil der Niederrhein eine schöne Landschaft ist (wenn man denn Kopfweiden im Nebel mag), sondern vor allem, weil Niederrheiner eben besonders offene und herzliche Menschen sind. Hier redet man miteinander, auch wenn man sich gar nicht kennt, zum Beispiel wenn man zusammen an der Bushaltestelle steht oder beim Bäcker wartet, bis man endlich dran ist. Über das Wetter, Tagespolitik oder darüber, dass die Tante (die man natürlich erst recht nicht kennt) ja jetzt wieder aus dem Krankenhaus raus ist. Ist ein bisschen wie auf dem Dorf, nur eben in der Großstadt. Ich habe das vermisst in den letzten 24 Jahren, in denen ich woanders gelebt habe.
Ein besonders herzliches Exemplar des gemeinen Gladbachers begegnete mir heute morgen auf dem Weg zur Arbeit. Ich fahre mit dem Fahrrad, wobei ich vor allem morgens auf dem Hinweg geradezu wahnwitzige Geschwindigkeiten erreiche, weil ich nämlich die ganze Strecke bergab rolle. Ja, der Niederrhein ist weniger flach als man das so meint, zumindest hier, Gladbach hat einen Berg. Genaugenommen ist der Berg wahrscheinlich der Grund, dass die Stadt hier überhaupt existiert … so von wegen Rundumblick und Verteidigung und so … das dachten sich wohl auch die namensgebenden Mönche, die hier vor über eintausend Jahren eine Abtei errichteten. Deswegen heißt der Berg Abteiberg und ist bis heute das innerste Zentrum der Stadt. Dieser Abteiberg ist zugegebenermaßen nicht so wahnsinnig hoch, ich schätze mal, von der Sohle bis zum … äh … „Gipfel“ sind es vielleicht 30 Meter oder so. Aber er ist überraschend steil. So steil, dass er auf der Südseite eigentlich nur über Treppen zu besteigen ist, aber auch die Straßen, die aus den anderen Himmelsrichtungen hochlaufen haben es in sich. Außerdem hat der Hügel insgesamt grob die Form einer Gaußschen Normalverteilung … zumindest fühlt es sich mit dem Fahrrad so an … erst noch ganz mäßig, dann ganz verflucht steil und oben läuft es dann wieder sanft aus. Der „ganz verflucht steil“ Teil ist abends nach der Arbeit eine echte Herausforderung, aber morgens macht die Strecke (von viel zu vielen roten Ampeln und rücksichtslosen Rechtsabbiegern mal abgesehen) verdammt viel Spaß.
Als ich also heute so den Berg hinuntersause, steigt vor mir besagter freundliche Gladbacher aus dem Bus und ruft mir zu (ich zitiere wörtlich): „Ey, ich muss dir einfach sagen: du hast einen total geilen Arsch“ Ich war zugegebenermaßen etwas konsterniert. Außerdem war ich viel zu schnell, um verbal etwas zu erwidern, bevor ich vorbeigerollt war. Ohne groß nachzudenken habe ich dann aber doch noch über die Schulter ein Daumen hoch Zeichen gegeben, denn das, wenn auch etwas fragwürdige Kompliment hat meine Laune echt gehoben. Ich habe immer noch gegrinst als ich an der Firma ankam.
Ist halt immer die Frage, ob frau sich von sowas belästigt oder bestätigt fühlen soll. Ich habe mich schon vor geraumer Zeit für letzteres entschieden (genaugenommen, seit mal ein Typ, der mir hinterhergeguckt hat, in irgendeinem Kaff auf Korsika einen Auffahrunfall verursacht hat … ich kam mir vor wie Salma Hayek in Desperado 😉 ) Macht einfach bessere Laune.