Jetzt haben wir alle eine neue Kurzhaarfrisur … der Rasen, die Eibenhecke und ich. Ich, weil die Wolle auf meinem Kopf nach Umzugs- und Jobsuchestress jetzt endlich runter musste (ich frag mich immer, warum ich beim Friseur was bezahlen muss … die müssten mir noch was rausgeben bei den Mengen Haaren, die ich immer da lass‘), der Rasen, weil Lidl einen Handrasenmäher im Angebot hatte und wo ich dann schon beim Garten verschönern war, hab ich dann noch in liebevoller Handarbeit die Eibenhecke zurecht gestutzt. Mein Vater hat mir zwar auch eine elektrische Heckenschere dagelassen, aber ich fand das Schnippeln mit der Rosenschere jetzt wirklich meditativ. Fehlte nur noch der Strohhut und das Laura Ashley Kleid und ich wäre mir vorgekommen wie eine englische Landlady.

Beim Rasenmähen hat Sunnyi eifrig geholfen. Die wollte unbedingt auch mal probieren und war dann nicht mehr zu stoppen. Ich hab den Job ganz gerne abgegeben, denn so klein ist unsere Rasenfläche auch nicht und auf Dauer geht so ein Handrasenmäher ganz schön in die Arme. Aber leise ist er und man hat keinen Stress mit dem Kabel. Laute Gartengeräte sind mir ein Greul, da hab ich immer das Gefühl, ich begehe ein Sakrileg, wenn ich die anmache.

Also, ein Schmuckstück ist unser Garten noch immer nicht, aber zumindest fällt er jetzt nicht mehr als gar so ungepflegt auf. Da sind die Ostfriesen ja echt pingelig. Die Gärten hier sind größtenteils total aufgeräumt und piccobello, da kommen nur Pflanzen rein, die sich schön in Reih und Glied schnippeln lassen. Besonders beliebt sind neben Eibenhecken auch Buchsbäumchen, die in alle möglichen kugeligen Formen geschnitzt werden. Dazu englischer Rasen und hin und wieder ein Rhododendron. Ganz vielleicht darf auch ein Flieder rein (wir haben auch einen) oder ein paar wohlerzogene Bäume. Gruselig ordentlich alles.

Meine Theorie ist ja, dass das daran liegt, dass die Friesen ihre Deiche immer so ordentlich halten mussten. Also, kein Scherz, die müssen wirklich sehr penibel instand gehalten werden, sonst schwemmt es die weg. Und dieses jahrhundertelange Training in landschaftsgärtnerischer Genauigkeit hat wahrscheinlich zur hiesigen Gartenkultur geführt.

Ich muss sogar zugeben, dass das ganze eine gewisse Ästhetik hat. Ist aber eben nicht Natur, sondern Künstlichkeit, wenn auch aus organischen Zutaten. Ich glaube, uns Menschen gefällt das, weil es so einfach zu erfassen und dadurch unbedrohlich ist. Ein Blick über so einen Garten und man weiß genau, was drin steht. Da schleicht sich keiner ungesehen an, nichtmal eine Ameise.

Was für ein Kontrast dazu ist eine Wallhecke, die zweite Vertreterin der friesischen Heckenfamilie. Die ist zwar auch von Menschen geschaffen und somit irgendwie „künstlich“, bietet aber in der hiesigen völlig von landwirtschaftlicher Nutzung geprägten Landschaft, in der nichts dem Zufall überlassen bleibt, das einzige Stückchen „Wildnis“ und einen Rückzugsraum für sämtliche Tiere und Pflanzen, die eben nicht von einem Bauern verwaltet werden. Und darum sind diese Hecken so sympathische Mini-Biotope, komplette Landschaften von nur 1 bis 2 Metern Breite. Und darin wimmelt es von Leben. Da kann man stundenlang vor stehen und reingucken und entdeckt immer wieder etwas neues, wie in einem Kinderbuch von Ali Mitgutsch.

Jetzt noch kurz, quasi als Nachsatz, etwas ganz anderes … ich hab gerade einen Blick auf die Statistik zu diesem Blog geworfen. Da hab ich schon seit einiger Zeit täglich zwischen 20 und 40 Besuchern. Das erscheint mir viel. Jetzt hab ich aber gesehen, dass in der vergangenen Woche alleine 82 Besucher die Seite „Nackte Männer“ aufgerufen haben. Dagegen nur 7 den aktuellsten Eintrag. Nee, ist klar …